Skip to main content

RGOW 2019 03: Ambivalentes Verhältnis. Religion und Kunst in Osteuropa

RGOW 2019 03: Ambivalentes Verhältnis. Religion und Kunst in Osteuropa

IM FOKUS

Stefan Kube: Ein Brief sorgt für kirchliche Missstimmung zwischen Zagreb und Belgrad

RELIGION UND KUNST

Andreas Mertin: Bildende Kunst und Christentum – eine sich wandelnde Beziehung
Das Interesse der Religion an der Kunst beschränkte sich lange Zeit auf die Darstellung religiöser Inhalte im Kunstwerk. Das Verhältnis zwischen Kirche(n) und moderner Kunst insbesondere im 20. Jahrhundert war spannungsreich, obwohl auch erste Schritte einer konstruktiven Auseinandersetzung stattfanden. Trotz immer noch bestehender Berührungsängste und Konflikte hat sich inzwischen der Austausch zwischen Kunst und Religion vertieft.

Davor Džalto: Orthodoxes Christentum und zeitgenössische Kunst
Die moderne und zeitgenössische Kunst scheinen dem orthodoxen Glauben und der orthodoxen Theologie fremd zu sein oder gar in Konflikt mit ihnen zu stehen. Dennoch gibt es historisch gesehen einen Austausch zwischen den beiden Gebieten. Zudem bestehen vielfältige Anknüpfungspunkte sowohl in der Konzeption als auch in der Bildsprache, die einen fruchtbaren Dialog ermöglichen.

Mikhail Kaluzhsky: Kunst in Russland: Chronik einer verlorenen Freiheit
Die Möglichkeit, sich in der Kunst frei und kritisch zu äußern, hat in Russland in den letzten Jahren markant abgenommen. Zu verdanken ist diese Entwicklung einer losen Allianz von orthodoxen Aktivisten, staatlichen Stellen und vereinzelten Vertretern der Russischen Orthodoxen Kirche. Durch Änderungen der Gesetzgebung führt die Regierung heute einen „hybriden Krieg“ gegen Andersdenkende, Oppositionelle und Künstler, der zunehmend zur Selbstzensur führt.

Irina Jazykova: Christliche Kulturereignisse in Russland
Die Kulturszene und die Kirche stehen sich in Russland oftmals kritisch gegenüber. Es gibt aber auch positive Beispiele für Lernprozesse und Dialog. Mit der Organisation von Ausstellungen und der Publikation eines Almanachs fördert die Gemeinschaft Artosseit einigen Jahren den Austausch von Kunstschaffenden über theologische und kunstwissenschaftliche Fragen zeitgenössischer (christlicher) Kunst. In der Ikonenmalerei und im orthodoxen Kirchenbau werden so Neuaufbrüche sichtbar.

Natascha Drubek: Pope, Schüler, Zar und Tänzerin: Film und Religion in Russland
In Russland arbeiten Kirche und Staat auch bei Filmprojekten zusammen. So unterstützte die Russische Orthodoxe Kirche mehrere monumentale Filmprojekte mit patriotischem Inhalt, die aber an der Kinokasse floppten. Unterschätzt haben beide Seiten die Proteste von Ultraorthodoxen, wie die Reaktionen auf den Film „Matilda“ zeigen. Im Art-House-Kino werden Religion und Kirche kritisch ins Auge gefasst.

Elżbieta Baniewicz: Künstlerische Kritik am Bündnis von Thron und Altar in Polen
Die polnische Film- und Theaterszene sorgt vor allem dann für hitzige gesellschaftliche Debatten, wenn sie Kritik an der katholischen Kirche übt. Das zeigen die medialen Skandale um das Theaterstück „Der Fluch“ (2017) und den Film „Klerus“ (2018), die heikle Themen wie Abtreibung, sexuellen Missbrauch und Korruption ins Visier nehmen. Deren Radikalität spiegelt die zunehmende Ungeduld von Teilen der Gesellschaft über das enge Staat-Kirche-Verhältnis wider.

Anton Šuljić: Kirche und Kunst in Kroatien
In Kroatien pflegen katholische Kirche und Kunstwelt ein eher distanziertes Verhältnis zueinander und es findet kaum ein regelmäßiger Dialog statt. Seitens der Kirche gibt es wenig ernsthafte Auseinandersetzungen mit der modernen Kunst, während andererseits die Kirche und die Geistlichen im Theater und im Film vorwiegend negativ oder humoristisch dargestellt werden. Allerdings lassen sich auch zahlreiche biblische Motive antreffen.