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RGOW 2015 10: Medien, Geld und Freiheit

RGOW 2015 10: Medien, Geld und Freiheit

Christian Mihr: Freiheit, um die nicht gerungen wird, stirbt
Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht jedes Jahr eine Rangliste zur weltweiten Situation der Pressefreiheit. Zu beobachten sind u. a. eine Zunahme der Gewalt durch nicht-staatliche Akteure gegenüber Journalisten wie vermehrte Repressionen im Internet.

Olga Tokariuk-Shelest: Im Visier: Die Medien in der Ukraine
Die wichtigsten Medien in der Ukraine sind die zahlreichen Fernsehsender, deren Interessen- und Besitzverhältnisse jedoch häufig intransparent sind. Zumeist stehen Oligarchen hinter den diversen privaten Fernsehsendern. Seit 2013 haben Journalisten unabhängige Medien gegründet, die im Laufe des Euromajdan große Beliebtheit erlangt haben und sich durch Crowdfunding finanzieren. Zudem versuchen sie, dem weit verbreiteten patriotischen Diskurs durch objektive Berichterstattung Gegensteuer zu geben.

Xenia Loutchenko: Orthodoxes Fernsehen in Russland
Seit August 2015 ist der Fernsehsender Spas des Moskauer Patriarchats in fast allen Haushalten Russlands zu empfangen. Seine bewegte Vorgeschichte, Gerüchte über Verbindungen zu US-amerikanischen konservativen Kreisen sowie ein neues Nachrichtenprogramm legen enge Verbindungen mit dem „orthodoxen Oligarch“ Konstantin Malofeev und seinem Internet-Fernsehkanal Zargrad-TV nahe, den eine tendenziöse Berichterstattung über die Ostukraine und eine neoimperiale eurasische Ideologie auszeichnen.

Karin Rogalska: Medien in der Slowakei: Konzentrierter, aber nicht unfreier
In den letzten Jahren ist der Einfluss von Wirtschaftsmagnaten auf die Medienlandschaft in der Slowakei gewachsen. Aufsehen erregte vor allem der Einstieg der Finanzgruppe Penta ins Verlagsgeschäft, woraufhin der Chefredakteur und 60 Mitarbeiter der Traditionszeitung Sme aus Protest die Redaktion verließen. Abgesehen davon gelten die Rahmenbedingungen für die Medien in der Slowakei als frei und innovativ. Bei Paid-Content-Angeboten nimmt die Slowakei sogar eine Vorreiterrolle ein.

Péter Techet: Ungarn: Pluralistische Medien­landschaft, aber unbedeutend
Seit dem Bruch zwischen dem Medienzar Lajos Simicska und Ministerpräsident Viktor Orbán vollzieht sich in Ungarn eine Neuausrichtung der Medienlandschaft. Kommerzielle Medien reagieren auf die verstärkte Besteuerung von Werbeeinnahmen mit einer zunehmend kritischen Berichterstattung. Zugleich versuchen wohlhabende Fidesz-Exponenten neue regierungstreue Medien aufzubauen.

Ivan Bedrov: Bulgarische Medien: Peevskis Einsatztruppe
Die bulgarischen Medien werden weitgehend vom Geschäftsmann und Parlamentsabgeordneten Deljan Peevski kontrolliert. Dies geschieht in enger Kooperation mit der Regierung, von der sein Medienimperium über Umwege finanziert wird, und die dafür eine positive Berichterstattung erwarten darf. Daran hat sich auch seit dem EU-Beitritt nichts geändert – im Gegenteil: Unabhängige Medien, die sich an den 2004 etablierten „Ethik-Kodex bulgarischer Medien“ halten, kämpfen scheinbar auf verlorenem Posten.

Snježana Milivojević: Mediensystem und Mediengesetze in Serbien
In Serbien hat sich in den letzten Jahren die Mediengesetzgebung zwar verbessert, die allgemeine Situation der Medien jedoch verschlechtert. Die Medien sind in hohem Maße vom Staat und Werbeunternehmen abhängig, so dass kaum zukunftsfähige Konzepte für die digitale Herausforderung entwickelt werden.

Sanela Hodžić: Opfer der Geschäftswelt und politischer Interessen: Medien in Bosnien-Herzegowina
Trotz der hohen Standards der Mediengesetze in Bosnien-Herzegowina hapert es bei deren Umsetzung. Medienschaffende sind häufig dem Druck von Politik, staatlichen Institutionen und einflussreichen Unternehmen ausgesetzt. Viele Medienunternehmen sind aufgrund ihrer desolaten Finanzlage zusätzlich für Einflussnahme anfällig. Daher ist es kein Zufall, dass die wenigen kritischen Medien in Bosnien-Herzegowina finanzielle Mittel aus dem Ausland erhalten.

Remzi Lani: Albanische Medien: zwischen Politik und Business
Zwar gelten die Medien in Albanien seit dem Ende der kommunistischen Zeit als frei, unabhängig sind sie jedoch nicht. Sie sind vielfältiger Einflussnahme seitens Politik und Unternehmen ausgesetzt und von undurchsichtigen Eigentumsverhältnissen und intransparenter Finanzierung geprägt. Obwohl die albanische Medienlandschaft pluralistisch ist, erreicht sie nur ein kleines Publikum und provoziert selten Reaktionen.