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RGOW 2013 03: Russische Orthodoxie

RGOW 2013 03: Russische Orthodoxie

Im Fokus: Hinhören und Hinsehen
von Siegfried T. Kasparick, Propst in Wittenberg, Mitglied der Dialogkommission der EKD mit der ROK und im Lenkungsausschuss des Petersburgers Dialogs.

Katja Richters: Die Russische Orthodoxe Kirche zwischen Staat und Zivilgesellschaft
Die auffällige Nähe zwischen hochrangigen Politikern und Kirchenvertretern in Russland weckt immer wieder den Verdacht, dass die Russische Orthodoxe Kirche Teil des politischen Systems Putin sei. Die Autorin zeigt am Beispiel der Absetzung des Moskauer Bürgermeisters Jurij Luschkov 2010 und an den Präsidentschaftswahlen 2012, dass sich das Verhältnis zwischen Staat, Kirche und Zivilgesellschaft vielschichtiger darstellt.

Anatolij Tschernjaev: Dissonante Aufführung einer „Symphonie“
Im Verhältnis zwischen Staat und Kirche wird in Russland gerne auf das byzantinische Modell der „Symphonie“ verwiesen. Mit Blick auf die gesellschaftliche Situation in Russland hinterfragt der Autor dieses Modell: Während eine Mehrheit der Bevölkerung sich offiziell mit der Russischen Orthodoxen Kirche und dem Staat identifiziert, verweisen soziologische Studien auf eine äußerst geringe gesellschaftliche Solidarität. Ein „komplementärer Lernprozess“ zwischen säkularen und religiösen Gesellschaftsgruppen, wie ihn der Philosoph Jürgen Habermas vorschlägt, findet in Russland nicht statt.

Natal’ja Vaganova: Ikonenmalerei in der Krise?
Die gegenwärtige russisch-orthodoxe Ikonenmalerei kopiert vor allem alte Vorbilder. Darüber, dass die Ikonenmalerei und die kirchliche Kunst im Allgemeinen in einer Krise stecken, sind sich die Teilnehmer an einer laufenden Debatte einig. Die Autorin reagiert hier auf den Vorwurf, die Kirche habe sich der modernen Kunstentwicklung verschlossen: Vielmehr dominiere postmoderne Beliebigkeit den kirchlichen „Kunstsupermarkt“.

Thomas Bremer: Der Fall „Pussy Riot“ und die Russische Orthodoxe Kirche
Die Reaktionen der Russischen Orthodoxen Kirche auf den Fall „Pussy Riot“ waren von klarer Ablehnung der Aktion geprägt. Die Kirche nahm die Aktion als weiteres Beispiel für die Verfolgung der Kirche wahr. Daraus ergibt sich der Anspruch der Kirche an den Staat, sie zu schützen. Im Hintergrund steht ein vormodernes Verständnis von gesellschaftlicher Einheit und Vielfalt, das so kaum zukunftsfähig ist.

Sebastian Rimestad: Jurisdiktionsstreitigkeiten der russischen Orthodoxie in Westeuropa
Die Russische Orthodoxe Kirche in der westeuropäischen Diaspora besteht aus drei großen Jurisdiktionen: dem Moskauer Patriarchat, der Auslandskirche und dem „Erzbistums russisch-orthodoxer Kirchen in Westeuropa“. In der Vergangenheit kam es zwischen den verschiedenen Jurisdiktionen immer wieder zu Auseinandersetzungen, die sich seit dem Ende des Kalten Kriegs teilweise noch verschärft haben. Die Einrichtung orthodoxer Bischofskonferenzen in Westeuropa könnte jedoch helfen, die Konflikte zu entschärfen.

Dominic Rubin: Erfahrungen mit der Orthodoxie in den Vereinigten Staaten
In seinem persönlich gefärbten Artikel berichtet der Autor von seinen Erfahrungen mit der (russischen) Orthodoxie in den USA. Mit einem vergleichenden Blick zeigt er Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Situation in Russland und den USA auf. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass der „Marktplatz der Religionen“ in den USA mit ganz eigenen Herausforderungen für die Kirche aufwartet.