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Zypriotischer orthodoxer Erzbischof ermahnt antiökumenische Geistliche

20. Juni 2010

Im Vorfeld des Besuchs von Papst Benedikt XVI. hat das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos II., alle Mitglieder seines Klerus, die sich gegen den Besuch des Papstes ausgesprochen hatten, ermahnt und zu einträchtigem Verhalten aufgerufen.

Dabei hatte er besonders Metropolit Athanasios (Nikolaou) von Limassol im Blick, dem er riet, entweder den Papst zu begrüßen oder aber im Hintergrund zu bleiben. Metropolit Athanasios und andere Geistliche hatten sich gegen die Reise des Papstes nach Zypern ausgesprochen. Gegenüber der zypriotischen Tageszeitung «Phileleftheros» erklärte der Metropolit: Der Papstbesuch werde «vielen frommen Gläubigen große Gewissensprobleme» bereiten. Daher erwarte er von der Visite keinerlei Nutzen. Mit Blick auf die Ökumene sagte der Metropolit, ein Gespräch der Konfessionen sei keine schlechte Sache, müsse aber auf der richtigen Grundlage stattfinden. «Eine Sache ist das Dialogführen, eine andere, den Papst als gültigen Bischof zu empfangen», so Athanasios. Der Papst sei für Orthodoxe «ein Häretiker, außerhalb der Kirche und daher nicht einmal ein Bischof».

Ähnlich heißt es auch in einem Offenen Brief der Mönche des Klosters Stavrovuni an Erzbischof Chrysostomos: Seit einem Jahrtausend führe man einen theologischen Dialog «mit den Papisten», doch diese hätten «kein einziges Mal auch nur die geringste Demut und echte Reue gezeigt». Die Mönche erklärten daher «ihren Widerstand gegen jeden Empfang und jede Ehrenbekundung für den Papst von Seiten der Kirchenleitung», denn diese ließen sich «als Anerkennung und Unterwerfung» unter den Papst verstehen. Die Gegner der Ökumene auf Zypern gelten als kleine, aber scharfe Minderheit. Besonders einige Mönche vom Berg Athos führten zuletzt Proteste gegen katholisch- orthodoxe Dialogbemühungen an, wie etwa beim Treffen der internationalen Gemischten katholisch-orthodoxen Dialogkommission im vergangenen Oktober in Paphos. Auch Metropolit Athanasios erhielt seine Ausbildung auf dem Athos.

Auf die antiökumenischen Ausfälle reagierten sowohl die Kirchenleitung als auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche. Die Synode der Kirche von Zypern rief die Gläubigen in einem Hirtenbrief vom 16. Mai auf, Ruhe zu bewahren und den «unverantwortlichen Aufrufen zu Störungen » des Papstbesuchs kein Gehör zu schenken. Der Brief unterstreicht die bestehenden Differenzen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche und hebt die Leiden der orthodoxen Bevölkerung während der früheren «lateinischen Besetzung » der Insel hervor. Gleichzeitig ruft das Schreiben jedoch dazu auf, die Vergangenheit zu überwinden und das Gebet Jesu um die Einheit aller Christen ernst zu nehmen. – Als «bedauerlich und abwegig » bezeichnete der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, die Äußerungen von einzelnen orthodoxen Geistlichen zu einem Boykott des Papstbesuchs. Die große Mehrheit des zypriotischen Episkopats stehe dem Besuch jedoch positiv gegenüber, betonte der Kardinal. Nach dem öffentlichen Schlagabtausch haben sich die orthodoxen Bischöfe Zyperns schließlich doch noch auf eine gemeinsame Haltung gegenüber dem Besuch von Papst Benedikt XVI. geeinigt: Nach einer Sitzung der gesamten Bischofssynode am 3. Juni bekannten sich alle Bischöfe zum Hirtenbrief vom Mai. Die Bischöfe, die in den Medien mit Papstkritik zitiert worden seien, hätten sich für mögliche Missverständnisse entschuldigt. Sie stünden zwar weiterhin zu ihren theologischen Bedenken gegenüber der katholischen Kirche und dem Papstamt, wollten diese jedoch nicht als grundsätzliche Ablehnung gegen den Papstbesuch auf Zypern werten.

Kathpress, 26. Mai, 4. Juni; www.portalcredo. ru, 3. Juni 2010 – O.S./S.K.

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