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Zypern: Erzbischof Chrysostomos fordert für Kirche von Zypern höheren Rang in den Diptychen

21. Juni 2011
Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos (Dimitriou), hat für seine Kirche den fünften, statt wie bisher den zehnten Rang in den Diptychen, der traditionellen kanonischen Rangordnung der einzelnen orthodoxen Kirchen, reklamiert.

In einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender Sky im April erklärte Erzbischof Chrysostomos, es sei «ungerecht», dass seine Kirche einen so tiefen Rang einnehme, vielmehr gebühre ihr der fünfte Rang gleich nach den vier alten östlichen Patriarchaten Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Erzbischof Chrysostomos begründete seine Forderung mit dem Alter der Orthodoxen Kirche von Zypern, deren Wurzeln bis in die apostolische Zeit zurückreichen.

Laut Erzbischof Chrysostomos ist die Kirche von Zypern somit vor dem Patriarchat Moskau einzustufen, das gegenwärtig den fünften Rang in den Diptychen einnimmt: Die Russen hätten das Christentum erst im 10. Jahrhundert angenommen, während es in Zypern bereits seit dem 1. Jahrhundert präsent sei. Folglich sei seine Kirche 1000 Jahre älter als die Russische Orthodoxe Kirche und diesem Umstand müsse Rechnung getragen werden. Bei der Festlegung des Ranges in den Diptychen dürfe auch der Rang der jeweiligen Oberhäupter – Patriarch oder Erzbischof – keine Rolle spielen, da sich jede orthodoxe Kirche als unabhängige Lokalkirche verstehe. Erzbischof Chrysostomos bekundete jedoch auch seine Bereitschaft zum Kompromiss mit dem Moskauer Patriarchat.

In einem weiteren Interview mit dem Fernsehsender SKY Anfang Mai beklagte sich Erzbischof Chrysostomos jedoch, dass «gewisse orthodoxe Lokalkirchen den innerorthodoxen Dialog behindern und eine Durchführung des allgemeinen panorthodoxen Konzils zu vereiteln suchen ». Der Grund, warum die orthodoxen Kirchen zu keinem Konsens fänden, liege darin, dass sie das gesamtorthodoxe Prinzip dem nationalen Prinzip unterordneten: «Wir Orthodoxe haben einen verhängnisvollen Fehler gemacht, wir wurden Nationalkirchen: zuerst Griechen und erst dann Orthodoxe, [...], Russen und erst dann Orthodoxe. Das geht nicht. Wir müssen zuallererst orthodox sein, geeint in der Orthodoxie und dürfen uns nicht durch nationale Kriterien voneinander absondern». Daher habe er auch «den Mut aufgebracht», der Russischen Orthodoxen Kirche, die in letzter Zeit vom Staat unterstützt werde und großen Einfluss habe, zu sagen, dass «wir uns nicht wie Nationalkirchen gebärden dürfen».

Die Frage der Diptychen hatte bereits an der letzten Zusammenkunft der Interorthodoxen Vorbereitungskommission für das panorthodoxe Konzil vom 22. bis 26. Februar im Orthodoxen Zentrum des Patriarchats Konstantinopel in Chambésy zu Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen orthodoxen Kirchen geführt (s. G2W 4/2011, S. 8f.).

www.religare.ru, 12. Mai; www.portal-credo.ru, 10. Mai 2011 – O.S.

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