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Ukraine: Widerstand gegen Bau einer griechisch-katholischen Kirche in Odessa

25. Oktober 2010
In Odessa hat der geplante Bau einer griechisch-katholischen Kirche zu scharfen Protesten der örtlichen Eparchie der dem Moskauer Patriarchat zugehörigen Ukrainisch Orthodoxen Kirche (UOK-MP) geführt.

Deren Metropolit Agafangel (Savvin) warnte die kommunalen Behörden gar vor katholischem Proselytismus und interreligiösen Konflikten. Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), Kardinal Lubomyr Husar, betonte daraufhin bei einer Presse- konferenz: «Hier geht es nicht nur um die griechisch-katholischen Christen. Es geht darum, dass alle religiösen Organisationen und Kirchen in der Ukraine gleichberechtigt sein sollten.»

Laut der UOK-MP ist in Odessa «die Anzahl von Griechisch-Katholiken so klein, dass keinerlei Notwendigkeit besteht, eine solche Kirche, geschweige denn ein Gebetshaus für die Uniierten zu bauen». Gemäß einer Umfrage vom März 2010 sind aber rund 10 000 Einwohner Mitglieder der UGKK in Odessa. Seit 18 Jahren bemüht sich diese um ein Grundstück für die Kirche. Auf ein positives Gutachten vom Juli 2010 durch die staatliche Regionalverwaltung hätte am 4. September eine öffentliche Anhörung über den Bau der Kirche folgen sollen, die nun auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist.

Die gleichzeitig in Lviv tagende Bischofssynode der UGKK (s. u.) wandte sich am 3. September mit der Klage an den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukovytsch, dass die Pressemitteilung der UOK-MP «schreiende Verletzungen der Ukrainischen Verfassung und des interkonfessionellen Friedens enthalte, der in den letzten Jahren in der Ukraine hergestellt worden ist». Bisher erhielt man von der Vorsitzenden der Präsidialadministration folgenden ausweichenden Kommentar: «Die Autorität fühlt sich nicht kompetent in solchen Fällen und betrachtet die Situation als reinen Disput zwischen den Kirchen.» So unparteiisch ist die neue Regierung allerdings nicht: Dass der neue Präsident Janukovytsch die UOK- MP favorisiert, ist bereits bei seiner Inauguration im März deutlich geworden, zu der er den Patriarch Kirill aus Moskau eingeladen hatte. Die Synode der UGKK bedauerte deswegen öffentlich, dass die Tradition, anlässlich der Inauguration alle Oberhäupter der Ukrainischen Kirchen zum gemeinsamen Gebet in die Kathedrale der Heiligen Sophia einzuladen, ignoriert worden sei. Von Präsident Janukovytsch erwartet Kardinal Lubomyr nun eine konstruktive Lösung: «Wenn wir den Frieden im religiösen Bereich bewahren wollen, müssen wir reagieren und den Machtorganen helfen, dass sie eine gleichberechtigte Einstellung gegenüber allen einnehmen.» Vertreter der UGKK machen derzeit an diversen internationalen Konferenzen auf die Situation aufmerksam und haben auch die Europäische Kirchliche Kommission für Angelegenheiten der Migranten informiert.

Metropolit Agafangel der UOK-MP Odessa gab 2009 seine öffentliche Wahlempfehlung für Janukovytsch ab. Auch im Mai 2010 machte er auf sich aufmerksam: Er hatte den neuen Präsidenten darum gebeten, das Ausbildungszentrum für Bodentruppenoffiziere der Ukrainischen Armee, das unter der «orangen Regierung» von Odessa nach Lviv verlegt worden war, wieder nach Odessa zurückzubringen, weil diese in Lviv dem schlechten Einfluss der UGKK ausgesetzt seien. Janukovytsch versprach allerdings bloß die Rückkehr einer einzigen Fakultät nach Odessa. Im Juni drohte das Lviver Komitee des Kongresses Ukrainischer Nationalisten mit einer Klage gegen Metropolit Agafangel wegen «Entfachung interreligiöser Feindschaft».

www.pravoslav.odessa.net, 1. September; www.ugcc.org.ua, 20., 23. September; Religious Information Service of Ukraine, 13., 22. September, www.religare.ru, 15. September, www.portal-credo.ru, 9. Februar, 30. Juni 2010 – R.Z.

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