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Türkei: Kirchen unterstützen EU-Beitritt der Türkei

23. November 2010
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., der armenische Erzbischof Aram (Atesyan) von Diyabakır und der syrisch-orthodoxe Metropolit Filüksinos (Cetin) von Istanbul haben sich auf einer internationalen Tagung der Stiftung «Pro Oriente» in Istanbul für einen EU-Beitritt der Türkei und eine Neuausrichtung der Beziehungen zwischen Staat und Religionsgemeinschaften auf der Basis der Religionsfreiheit ausgesprochen.

Erzbischof Aram und Metropolit Filüksinos wandten sich dabei auch gegen die Sprachregelung von einer religiösen Minderheit. Die armenischen wie auch die syrischen Christen lebten seit jeher in der Türkei, viel länger als die Muslime. Daher, so Erzbischof Aram, wolle er sich auch nicht für Minderheitenrechte aussprechen, sondern schlicht für die Gleichheit aller türkischen Bürger. Derzeit leben etwa 100 000 Christen in der Türkei, davon rund 70 000 armenische und 13 000 syrisch-orthodoxe Christen.

Der türkische Staat erkennt aber nur die griechisch-orthodoxe Kirche, die Armenier und das Judentum als religiöse Minderheiten an, denen er – allerdings auch nur beschränkt – Rechte wie eigene Schulen einräumt. Die Syrische Orthodoxe Kirche ist dagegen nicht anerkannt, weswegen Metropolit Filüksinos mehr Rechte für seine Kirche forderte. Vor allem kritisierte der Metropolit, dass die Syrer keine eigenen Schulen unterhalten dürften. Ohne eigene Schulen sei es aber kaum möglich, dass die syrischen Kinder und Jugendlichen die eigene Sprache entsprechend erlernen könnten.

Erzbischof Aram vertrat den Armenischen Patriarchen von Konstantinopel, Mesrob II. (Mutafyan), der aufgrund einer schweren Krankheit seit längerem amtsunfähig ist (s. G2W 1/2009, S. 14-17). Anfang Juli wurde Erzbischof Aram vom erweiterten «Rat der Geistlichen», in dem er selbst den Vorsitz führt, zum Stellvertreter des Patriarchen gewählt. Die Wahl gilt allerdings innerkirchlich als umstritten.

Kathpress, 12. Oktober 2010 – R.Z.

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