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Tschechien: Spaltung in der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei

13. Januar 2014

Der Hl. Synod der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei hat am 9. Dezember in Prag den bisherigen interimistischen Metropoliten, Erzbischof Simeon (Jakovljević) von Olomouc und Brno, abgesetzt und an seine Stelle Erzbischof Rastislav (Gont) von Prešov zum Oberhaupt der Kirche ernannt.

Interimistischer Leiter der Eparchie Prag wird Bischof Jáchym (Hrdý) von Hodonín.

Der Hl. Synod erklärte in einer Pressemitteilung, Erzbischof Simeon habe sich lange Zeit gegen die Einberufung des Hl. Synods gewehrt, die administrative Leitung der Kirche übergangen und sich seinen Mitbrüdern gegenüber autoritär verhalten. Zudem habe er gegenüber den Medien falsche Angaben zum inneren Zustand der Orthodoxen Kirche gemacht und versucht, Bischof Jáchym zu suspendieren. Daher habe der Hl. Synod im Beisein von zwei Vertretern der Patriarchate Konstantinopel und Moskau Erzbischof Simeon gegen dessen Willen suspendiert.

Am gleichen Tag informierte jedoch auch der 87-jährige Erzbischof Simeon in einem Hirtenbrief die Gläubigen, dass es in der Kirche ein Schisma gebe und er nunmehr der einzige und letzte kanonische Bischof der Orthodoxen Kirche sei. Er habe das Schisma nicht provoziert und sei über das Vorgehen der anderen Hierarchen entsetzt. Er bitte alle Priester und Gläubigen, die Erzbischöfe Rastislav (Gont), Juraj (Stránský) von Michalovce und Košice sowie Bischof Jáchym (Hrdý) nicht länger als ihre kanonischen orthodoxen Hierarchen zu betrachten, zumal deren Lebenswandel zweifelhaft und deren Pressemitteilung voller Falschaussagen sei. Er werde alles tun, damit sich die Lage wieder normalisiere, sich dabei ausschließlich nach den kirchlichen Kanones richten und die Hilfe der übrigen orthodoxen Kirchen erbitten. Bis zur Wahl eines neuen Metropoliten bitte er, seinen Namen als den des kanonischen Oberhirten zu kommemorieren und in jedem Fall die kirchliche Einheit zu bewahren.

Seit dem Rücktritt von Metropolit Kryšof (Pulec) (s. RGOW 5/2013, S. 9–10) im April 2013 ist die Orthodoxe Kirche in Tschechien und der Slowakei nicht zur Ruhe gekommen. Bereits zweimal ist die aus Geistlichen und Laien gebildete Versammlung der Eparchie Prag zusammengetreten, um einen neuen Erzbischof und damit auch einen neuen Metropoliten zu wählen – beide Mal verliefen die Abstimmungen ergebnislos: Am 18. Mai kandidierten Archimandrit Mark (Krupica), der zur Entlastung des greisen Erzbischofs Simeon die Administration der Eparchie Prag übernommen hatte, und Igumen Michail (Dondar), ein aus Deutschland berufener Priester des Patriarchats Moskau, der mehrere Jahre als Vertreter der Tschechischen und Slowakischen Orthodoxen Kirche in Moskau gewirkt hatte. Tschechischen Medienberichten zufolge war Archimandrit Krupica Offizier der kommunistischen Staatssicherheit gewesen. Ihm sei es gelungen, rund ein Dutzend früherer Mitarbeiter der Staatsicherheit von Erzbischof Juraj zu Priestern weihen zu lassen und die Kirchenverwaltung zu übernehmen. Für die heutigen Missstände in der Kirche sei jedoch auch Metropolit Kryšof mitverantwortlich, der bei einer Reihe von Weihen nicht auf die berufliche Qualifikation oder den Leumund der künftigen Geistlichen geachtet habe. Auf diese Weise hätten neben fähigen Kandidaten auch ehemalige Mitarbeiter der Geheimdienste und Abenteurer Eingang in die Kirche gefunden, die nicht an der Kirche, sondern an den 40 Mio. Euro Restitutionsgelder interessiert seien, die der Staat der Orthodoxen Kirche in den nächsten Jahren zukommen lasse. Zudem gebe es in der Kirche auch Spannungen zwischen den orthodoxen Tschechen, Slowaken und Karpato-Ukrainern.

Am 19. Oktober fand eine zweite Wahlveranstaltung statt, an der Priestermönch Dorofej (Ernest Rapstun), ein früherer Erzpriester, der sich im September 2013 hatte scheiden lassen, sowie Erzbischof Juraj (Stránský) kandidierten. Zugegen waren auch die Metropoliten Emmanuel (Adamakis) von Frankreich und Arsenios (Kardamakis) von Österreich als Vertreter des Patriarchats Konstantinopel. Sie verlasen ein Schreiben des Ökumenischen Patriarchen, wonach beide Kandidaturen als unkanonisch zurückgewiesen wurden. Daraufhin scheiterte erneut die Wahl eines neuen Metropoliten.

www.pravoslavnacirkev.cz, 9. Dezember; www.portal-credo.ru, 21. Oktober – 16. Dezember 2013 – O. S.

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