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Tschechien: Rücktritt von Metropolit Kryštov von Prag

25. April 2013

Der Hl. Synod der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei hat am 13. April den Rücktritt ihres Oberhauptes, Metropolit Kryštov (Pulec) von Prag, bekanntgegeben.

Bis zur Wahl eines neuen Metropoliten übernimmt Erzbischof Simeon (Jakovljević) von Olomouc, der dienstälteste Hierarch der Kirche, die Amtsgeschäfte.

Der Hl. Synod hatte am 3. April zwei Beschwerden aus zwei orthodoxen Gemeinden überprüft, wonach der Metropolit angeblich mehrere Geliebte und zahlreiche Kinder habe und damit gegen sein Mönchsgelübde verstoße. Über die Angelegenheit hatten Zeitungen und das Fernsehen berichtet und im Internet kursierten Fotos des Metropoliten in Zivil mit seinen mutmaßlichen Frauen und Kindern. Am 5. April veröffentlichte der Hl. Synod eine Erklärung, in der er die Beschuldigungen als gegenstandslos zurückwies und gleichzeitig den Metropoliten aufforderte, rechtliche Schritte zu unternehmen, um so seinen Namen sowie denjenigen der Kirche reinzuwaschen. Weiter hieß es, es handle sich bei dieser Angelegenheit um „eine zielerichtete Kampagne einer Reihe von Personen, die mit voller Absicht den guten Namen des Metropoliten Kryštov und der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei beschmutzen“. Der Metropolit erklärte am 4. April gegenüber dem tschechischen Fernsehsender TV Nova, er habe keineswegs gegen seine monastischen Gelübde verstoßen: Vor seiner Weihe sei er verheiratet gewesen und habe aus dieser Ehe zwei Töchter. Erst nachdem seine Ehe geschieden worden sei, sei er Mönch geworden. Er sei zu jeder Überprüfung bereit, auch zur Abnahme von DNA-Proben und werde Klage wegen Verleumdung einreichen. Der Versuch, ihn zu diskreditieren, hänge vermutlich mit dem Restitutionsprozess in Tschechien zusammen, da seine Kirche im Rahmen der Güterrückgabe vom Staat mehr als eine Milliarde Kronen (ca. 40 Millionen Euro) erhalten soll. Metropolit Kryštov erklärte, in seiner Kirche gebe es verschiedene divergierende Meinungen, wie dieses Geld verwendet werden solle. Tschechische Journalisten kommentierten, es gebe in der Umgebung des Metropoliten einige Politiker, Beamte und Unternehmer mit zweifelhaftem Ruf, die an diesem Geld interessiert seien.

Am 12. April reichte Metropolit Kryštov dann doch seinen Rücktritt beim Hl. Synod ein, dem dieser stattgab. Der Pressesprecher des Hl. Synods, Roman Juriga, teilte mit, die orthodoxen Bischöfe glaubten, dass Kryštovs Rücktritt die Lage der Kirche und deren Bild in der Gesellschaft verbessern werde. Kryštov trägt nun den Titel „Ehrenerzbischof von Prag und Metropolit der Tschechischen Länder und der Slowakei“ und zieht sich ins Kloster Christi Verklärung in Tešov zurück.

Kryštov war bereits in den 1990er Jahren in die Schlagzeilen geraten, als sein weltlicher Name, Radim Pulec, in der Namensliste der Informellen Mitarbeiter des tschechischen Staatssicherheitsdienstes auftauchte, der ihn ab Juli 1974 als IM geführt hatte. 2007 erklärte der Metropolit, er habe niemals mit der Staatssicherheit kollaboriert: 1997 habe „ein Gericht festgestellt, dass ich grundlos auf der Liste der Staatssicherheit aufgeführt worden bin“.

www.portal-credo.ru, 8., 14. April; Kathpress, 12., 15. April 2013 – O. S.

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