Skip to main content

Tschechien: Prager Erzbischof weist Kritik am Umgang mit Flüchtlingen zurück

20. Januar 2016

Der Erzbischof von Prag, Dominik Kardinal Duka, hat in einem Weihnachtsinterview mit der slowakischen Tageszeitung Denník N zur aktuellen Flüchtlingsthematik Stellung bezogen.

Der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz setzte darin deutlich andere Akzente als beispielsweise seine Amtskollegen in Deutschland und Österreich. So hatte der Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, vor Weihnachten in einem Gespräch mit dem Magazin Týždeň in Bratislava Kritik an jenen östlichen EU-Ländern geübt, die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen stellen, und europäische Solidarität angemahnt.

„Mitgefühl und Emotion ohne vernünf­tiges Verhalten führen in die Hölle“, erklärte Duka in dem Interview. In dieser „Flüchtlingswelle ohne jede Kontrolle, in der die dazu verpflichteten Staaten völlig versagt“ hätten, müsse sorgfältig geprüft werden, „wer tatsächlich hilfsbedürftig und im Leben bedroht ist oder wer auch eine bestimmte andere Mission erfüllt“, so der Kardinal. Die Flüchtlingswelle diene bekanntermaßen „auch bestimmten Plänen und Programmen der Dschihadisten“. In Tschechien sei man „in erster Linie darauf vorbereitet, christliche Flüchtlinge aufzunehmen, weil Christen in diesen Ländern permanent verfolgt und von niemand anderem unterstützt werden.“ Rufe man den Flüchtlingen zu „Kommt und nehmt“, müsse man auch etwas anzubieten haben. Faktisch verfüge Tschechien aber weder über genügend Lehrer noch ausreichend Dolmetscher. Außerdem hätten die Flüchtlinge keinerlei Interesse, nach Tschechien, in die Slowakei oder nach Ungarn einzuwandern, sagte der Prager Kardinal. Die Kirche sei sich daher mit der Regierung einig, dass der Prozess „in internationaler Zusammenarbeit erfolgen muss“. Duka hinterfragte die EU-Quoten zur Aufteilung der Flüchtlinge auf die EU-Staaten. Man schaffe jetzt Quoten, aber „wohin dann mit jenen, die wir nicht werden haben wollen?“

Die kommunistische Tschechoslowakei trage am Konflikt im Nahen Osten eine Mitschuld, da sie in die heute von Bürgerkriegen erschütterten Staaten Waffen exportiert habe. Seit der Samtenen Revolution von 1989 hingegen habe allein Tschechien eine halbe Million Flüchtlinge aufgenommen, vorzugsweise aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und Vietnam sowie „eine große Menge slowakischer Roma“. Dieser Zuwachs sei durchaus mit jenem in den westeuropäischen Ländern vergleichbar, so Duka zu den Vorwürfen, die Länder der Visegrád-Gruppe (Ungarn, Slowakei, Polen, Tschechien) machten es sich zu leicht und hätten vergessen, wie viele Flüchtlinge der Westen aus ihren Ländern zur Zeit des Kommunismus aufgenommen hätte.

Skepsis äußerte Kardinal Duka auch hinsichtlich des Zusammenlebens verschiedener Religionen auf einem Territorium. „Theoretisch“ sei alles möglich, aber man müsse die Realität in Betracht ziehen. Auch wenn der Gott von Juden, Christen und Moslems ein einziger sei, bestehe zwischen den Normen des Zu­sam­menlebens nach den Zehn Geboten und dem Koran ein grundlegender Unterschied, der auch durch die Gräueltaten der Christen nicht aufgehoben worden sei.

Der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz betonte, dass alles daran gesetzt werden müsse, die Ursachen des Konflikts im Nahen Osten zu beseitigen. Deshalb habe Papst Franziskus auch zuallererst die Parole ausgegeben „Stopp der Aggression“, danach den vatikanischen Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin zur UNO nach New York geschickt, um dort eine militärische Friedensmission einzufordern, sowie Hilfe an Ort und Stelle verlangt. Erst an vierter Stelle habe der Papst schließlich auch Hilfe für die Flüchtlinge verlangt.

Kathpress, 27. Dezember 2015.

Drucken