Skip to main content

Streit um die St. Peter und Paul-Kirche in Riga

06. April 2010

Die lettische Regierung hat an ihrer Kabinettssitzung am 14. Februar entschieden, einem Gutachten des Justizministeriums zu folgen und die St. Peter und Paul-Kirche in Riga, die gegenwärtig als Konzertsaal «Ave Sol» genutzt wird, der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands zu übergeben.

Gegen den Entscheid der Regierung hat allerdings bereits im Vorfeld die größte Oppositionspartei, die Harmoniepartei, die vor allem von den Russischsprachigen im Land unterstützt wird, Protest eingelegt: Die St. Peter und Paul-Kirche sei den «historischen Eigentümern, den Orthodoxen» zurückzugeben.

Janis Urbanovitsch, Fraktionsvorsitzender der Harmoniepartei im lettischen Parlament, erklärte, alle historischen Fakten bezeugten, dass der Konzertsaal «Ave Sol» untrennbar mit der Orthodoxie verbunden sei. Es wäre daher angebracht, den Orthodoxen Respekt entgegenzubringen und ihnen die Kirche zurückzugeben. Die Fraktion habe eine entsprechende Eingabe bei der Stadt eingereicht. Der Rigaer Stadtrat hatte am 5. Juni 2008 beschlossen, die in seinem Besitz befindliche St. Peter und Paul-Kirche gegen ein Gelände einzutauschen, das der Ev.-Luth. Kirche gehört und sich auf dem «Großen Friedhof» von Riga befindet: Dieser 1773 angelegte Friedhof diente bis 1957 als Begräbnisstätte aller lutherischen, katholischen und orthodoxen Stadtgemeinden. 1967 wurde der Friedhof - mit Ausnahme des orthodoxen Teils - in einen sog. «Gedenkstättenpark» umgewandelt, wobei zahlreiche Grabdenkmäler zerstört wurden. 1990 wurde ein großer Teil des Friedhofsgeländes der Rigaer ev.-luth. Auferstehungsgemeinde übergeben.

Laut Askolds Klavins, dem Leiter der Umweltschutzbehörde, finanziert die Stadt Riga seither den Unterhalt des 22 Hektar großen Geländes mitsamt den vielen Grabmälern und historischen Objekten, da die Kirche sich dazu außerstande sieht. Vorschläge, den Friedhof an die Stadt zurückzugeben, lehnte die Kirche immer wieder ab. Nun hat ihr die Stadt zum Tausch die St. Peter und Paul-Kirche angeboten: Die ev.-luth. Gemeinde soll das Eigentumsrecht an der Kirche erhalten, während die Stadt an bestimmten Feierlichkeiten ein kostenloses Nutzungsrecht hätte; Umbau- und Unterhaltskosten für die Kirche soll die ev.- luth. Gemeinde tragen. Die St. Peter und Paul-Kirche wurde 1781-1785 als orthodoxe Kirche in der neuen Festung von Riga errichtet. 1836 wurde sie zur ersten orthodoxen Kathedrale des Ostseegouvernements des Russischen Reiches erhoben, die erste Bischofsweihe fand am 1. Juli 1850 statt. In sowjetischer Zeit wurde die Kirche geschlossen und zum Konzertsaal «Ave Sol» umfunktioniert, in dem Konzerte für Klassik und Jazz stattfinden. 1987 wurde die Kirche vollständig restauriert, im Innenraum sind teilweise noch Fresken erhalten.

www.celies.lv; www.religare.ru, 15. Februar; www.religio.ru, 12. Februar 2010 - O.S.

Drucken