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Streit um abgesetzten bulgarischen Metropoliten Simeon

06. April 2010

Seitdem der Hl. Synod der Bulgarischen Orthodoxen Kirche Metropolit Simeon (Kostadinov) von Mittel- und Westeuropa Anfang Dezember 2009 seines Amtes enthoben hat, kommt die Eparchie Mittel- und Westeuropa nicht zu Ruhe.

Eine von Metropolit Simeon am 30. Januar einberufene Priesterversammlung sprach dem abgesetzten Metropoliten ihr Vertrauen aus und verabschiedete eine Resolution, in der die Wahl eines neuen Metropoliten, solange der alte noch lebt, als «unkanonisches Vorgehen» verurteilt wird.

Die Priester forderten Patriarch Maksim und den Hl. Synod auf, ihre Entscheidung zu überdenken und Metropolit Simeon wieder in sein Amt einzusetzen. Dieser solle weiterhin in den Gottesdiensten kommemoriert werden, da «er einstimmig als der kanonische Metropolit betrachtet wird». - Auch Metropolit Simeon forderte in einem Brief an Patriarch Maksim vom 21. Januar seine Wiedereinsetzung, da von 31 Kirchgemeinden lediglich zwei Priester und ein von Bischof Tihon (Ivanov) unkanonisch geweihter Geistlicher in Rom die Entscheidung des Synods mittragen würden. Patriarch Maksim verteidigte allerdings die Amtsenthebung von Metropolit Simeon. In einem Schreiben an die Priester der Eparchie betonte er, dass der Hl. Synod den Metropoliten habe absetzen müssen, da dieser sich seit längerer Zeit nicht mehr in seiner Eparchie aufhalte, sondern in Arizona lebe. Zugleich warf das Kirchenoberhaupt dem Metropoliten indirekt eine zu große Nähe zur römischkatholischen Kirche vor.

Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KNA erklärte der Bischofsvikar der Eparchie Mittel- und Westeuropa, Erzpriester Ljubomir Leontinov, eine Lösung des Streits sei bisher nicht in Sicht. 90 Prozent der Priester stünden hinter Metropolit Simeon und boykottierten den vom Hl. Synod eingesetzten kommissarischen Verwalter der Eparchie, Metropolit Galaktion (Tabakov) von Stara Zagora. Metropolit Galaktion sei ein ehemaliger Spitzel des kommunistischen Geheimdienstes, so Leontinov. - Seinen Protest gegen die Entscheidung des Hl. Synods äußerte auch der Bonner Erzpriester Stefan Gross, der den «Informations- und Pressedienst der Bulgarischen Diözese von Mittel- und Westeuropa» herausgibt: Die überwältigende Mehrheit aller Priester und Gemeinden in Deutschland «wird es nicht akzeptieren, dass - gegen den Willen unserer Diözese - unser durch den Aufbau der Diözese verdienter Metropolit einer Behandlung unterzogen werden soll, die allen Traditionen der Bulgarischen Orthodoxen Kirche widerspricht und bisher nur einmal zur Entfernung eines Metropoliten unmittelbar nach der kommunistischen Machtübernahme angewandt wurde».

Ungeachtet aller Proteste treibt jedoch die Kirchenführung in Sofia die Wahl eines neuen Metropoliten voran. Diese erfolgt nach dem Kirchenstatut der Bulgarischen Orthodoxen Kirche aus einer vom Hl. Synod erstellten Liste durch die Metropolitanversammlung, der außer allen Geistlichen der Eparchie auch Laienvertreter der einzelnen Gemeinden angehören. Die Versammlung wählt zwei Kandidaten, von denen der Hl. Synod einen zum neuen Metropoliten bestimmt.

KNA, 1. März; Orthodoxie Aktuell, Januar-Februar 2010 - S.K.

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