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Sendschreiben des Oberhaupts der UOK-KP

18. Januar 2010

Als Entgegnung auf den Hirtenbrief der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/Moskauer Patriarchat (UOK-MP), in dem die Spaltung der ukrainischen Orthodoxie thematisiert wurde, richtete Patriarch Filaret (Denisenko), Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/Kiewer Patriarchat (UOK-KP), seinerseits am 3. Dezember 2009 ein Sendschreiben an Klerus und Gläubige der UOK-MP.

Einleitend hält er fest, dass das Kiewer Patriarchat weder ein politisches Konstrukt noch der «Spleen einiger Weniger» sei, sondern die Ukrainische Orthodoxe Landeskirche - ganz gleich, ob anerkannt oder nicht. Aber «nach dem Willen derer, die die Unabhängigkeit der Ukraine und die Existenz der ukrainischen Nation negieren» und denen «politische Vorstellungen und die Wahrung imperialer Macht» wichtiger seien als die Einheit in Christus, sei es in eine erzwungene Isolation geraten und werde noch immer nicht anerkannt. Dies sei allerdings nur eine Frage der Zeit - jede der jüngsten Landeskirchen sei den gleichen schwierigen Weg zur Anerkennung ihrer Autokephalie gegangen. [...] Anfangs sei dem Kiewer Patriarchat der Dialog in der Hoffnung verweigert worden, es werde rasch wieder verschwinden. Dennoch lebe das Patriarchat, sei spirituell und organisatorisch gewachsen und längst eine große, hoch angesehene und einflussreiche orthodoxe Kirche mit Dutzenden Bischöfen, Tausenden Priestern und Millionen Gläubigen. Das Patriarchat verfüge über eine neue Generation junger Priester und Bischöfe, die den Aufbau einer eigenen autokephalen orthodoxen Landeskirche würdig fortsetzten.

Die Geschichte des Kampfes für die Autokephalie im 20. Jh. bezeuge: Hierarchen kämen und gingen, doch der Wunsch des gläubigen Volkes nach kirchlicher Unabhängigkeit bleibe bestehen. Der Dialog mit der UOK-MP sei eine Notwendigkeit, denn unter der Spaltung der ukrainischen Orthodoxie «leidet Ihr und leiden wir». Indessen habe das Patriarchat auf seine vielen Appelle zum Dialog lange keine Antwort erhalten und sei nur immer wieder angeklagt worden. «Jetzt schlägt man uns vor, zu dem zurückzukehren, was einmal war. Doch jedem sollte klar sein, dass eine Rückkehr zur Vergangenheit ausgeschlossen ist. Möglich ist nur eine Suche nach dem, was wir gegenwärtig tun müssen, um dereinst zur kirchlichen Einheit zu gelangen.» Die Ukraine bedürfe einer autokephalen orthodoxen Kirche, die mit den übrigen orthodoxen Kirchen in Glauben und Sakramenten vereint sei. [...] Filaret wies darauf hin, dass die UOK-MP bei aller vorgeblichen Selbständigkeit keine prinzipiellen Entscheidungen treffen dürfe, die Moskau nicht sanktioniert habe: Auch wenn das Patriarchat Moskau gegenwärtig nichts gegen einen Dialog zwischen UOK-MP und dem Kiewer Patriarchat einzuwenden, so ermahne es seine Glieder, die den Dialog ablehnten, keineswegs, ihrem Oberhaupt und ihrem Synod zu gehorchen.

Ferner wird im Hirtenbrief betont, der Weg, die Spaltung zu überwinden, müsse über die Kirche von Konstantinopel führen. Sie habe die Autorität sowie das nötige Wissen über die ukrainischen Angelegenheiten, um nicht nur Beobachterin oder Vermittlerin dieses Dialogs zu sein, sondern das Herz der Vereinigung der ukrainischen Orthodoxie. Im Unterschied zum Moskauer Patriarchat unterhalte das Patriarchat Konstantinopel mit dem Kiewer Patriarchat Kontakte auf höchster Ebene - auch mit Patriarch Filaret. Das Kiewer Patriarchat hoffe, die Eröffnung einer Vertretung des Ökumenischen Patriarchats in Kiew werde zu einem besseren Verständnis zwischen den Orthodoxen in der Ukraine führen. Die Vertreter des Moskauer Patriarchats, die glaubten, der Weg zur kanonischen Anerkennung des Kiewer Patriarchats führe ausschließlich über die Unterwerfung unter Moskau, dürften nicht vergessen, dass das Ökumenische Patriarchat die von allen orthodoxen Kirchen anerkannte Mutter-Kirche sei. - Moskau hingegen stehe in der Hierarchie nur an fünfter Stelle.

www.portal-credo.ru, 3. Dezember 2009 - O.S.

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