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Russland: Päpstlicher Friedensgesandter betont humanitären Aspekt seiner Mission

19. Juli 2023

Kardinal Matteo Zuppi, der Friedensgesandte des Papstes für die Ukraine, hat nach seiner Reise nach Russland für einen „sicheren“ und „echten Frieden“ geworben.

Klar sprach er aus, dass es „einen Aggressor und ein Opfer“ gebe, „man darf die Verantwortlichkeiten nicht durcheinanderbringen“. Frieden und Gerechtigkeit „gehen Hand in Hand“, deshalb brauche es ein Verständnis dafür, wie ein „gerechter Frieden sein kann, der den Konflikt löst“, erklärte Zuppi, der auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Bologna ist. Allerdings gingen die Vorstellungen der Ukraine und Russlands davon, was ein gerechter Friede sei, ausein­ander. Er fügte hinzu, dass es keinen „Plan oder Vermittlung“ gebe, sondern dass der Papst sich bemühe, alle Möglichkeiten zu fördern, die zu einer Lösung des Konflikts führen könnten.

Zuppi, der vom 28. bis 30. Juni Moskau besucht hatte, bezeichnete nach seiner Rückkehr als Priorität, sich für die „am stärksten Benachteiligten, wie zum Beispiel Kinder, einzusetzen“ und zu versuchen, „einen Mechanismus für sie in Gang zu setzen und die humanitäre Seite“ zu unterstützen. Im nächsten Schritt soll festgestellt werden, wo sich die nach Russland verschleppten ukrainischen Kinder befinden, und zu sehen, wie sie in die Ukraine zurückgebracht werden könnten. Mit dem ukrainischen Botschafter beim Hl. Stuhl, Andrij Jurasch, hat Zuppi ebenfalls die „Konsequenzen“ aus seinen Besuchen nach Russland und in der Ukraine besprochen. Dabei sei es um „die Rolle des Hl. Stuhls bei humanitären Fragen“, insbesondere bei der Befreiung ukrainischer Kriegsgefangener und entführter ukrainischer Kinder gegangen.

Auch im offiziellen Kommuniqué des Vatikans hieß es, Zuppis Reise nach Russland habe darauf gezielt, „humanitäre Initiativen zu identifizieren, die Wege zur Erreichung des Friedens öffnen könnten“. Laut dem Kommuniqué sei auch bei den Treffen in Moskau der „humanitäre Aspekt“ stark betont worden. Mit dem russischen Patriarchen Kirill, der den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine offen unterstützt, habe ein „fruchtbares“ Treffen am 29. Juni stattgefunden, es seien ebenfalls humanitäre Initiativen, die „eine friedliche Lösung erleichtern könnten“, besprochen worden.

Kirill verwies auf die „großen Probleme in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen“. Zu dieser Zeit mit „großen Spannungen im Bereich der politischen Beziehungen“ und den „realen Gefahren der Entstehung eines massiven, weltweiten bewaffneten Konflikts“ müssten sich die Kräfte der Bewahrung des Friedens und der Gerechtigkeit zusammenschließen, um eine solche Entwicklung abzuwenden. Die Russische Orthodoxe Kirche und die katholische Kirche verfügten über Erfahrung in der Zusammenarbeit, darunter auch zu den schwierigen Zeiten des Kalten Kriegs, erklärte der russische Patriarch weiter. Kardinal Zuppi unterstrich, dass der Dialog in diesem Moment nicht abgebrochen, sondern intensiviert werden müsse.

Bei seiner Reise in die Ukraine Anfang Juni war Kardinal Zuppi mit dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyj zusammengetroffen. In Russland musste er sich mit dem außenpolitischen Berater des russischen Präsidenten Vladimir Putin, Jurij Uschakov, begnügen. Auch mit diesem besprach er humanitäre Fragen, offenbar ohne konkrete Entscheidungen oder Vereinbarungen. Zudem traf Zuppi Russlands Kinderrechtsbeauftragte Maria Lvova-Belova, gegen die ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen der Entführung ukrainischer Kinder vorliegt. Laut ukrainischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn über 19 000 ukrainische Kinder aus den besetzten Gebieten nach Russland verschleppt. Lvova-Belova teilte auf Telegram mit, bei dem Gespräch sei es um humanitäre Fragen und den Schutz von Kinderrechten gegangen. Die Bilder von Kardinal Zuppi, der lächelnd einer mutmaßlichen Kriegsverbrecherin die Hand schüttelt, sind teils auf deutliche Kritik gestoßen. (NZ)

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