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Russland: Orthodoxe Kirche will Zahl der Militärgeistlichen erhöhen

22. Februar 2024

Der russische Patriarch Kirill hat ein föderales Gesetz gefordert, das den Status von Militärkaplänen definiert. Aktuell befänden sich über 100 Geistliche in der Ukraine in Gebieten mit Kampfhandlungen, es gebe immer wieder Verletzte und Verluste. Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) wolle weiter mit den russischen Streitkräften zusammenarbeiten, erklärte ihr Oberhaupt an einem parlamentarischen Treffen im Rahmen der Internationalen Weihnachtslesungen. Dazu müsse aber der „rechtliche Status der Militärgeistlichen definiert werden“ und ihnen „Sozialleistungen, die alle Teilnehmer der Militärischen Spezialoperation haben“, gewährt werden. Bisher „haben das alle, nur die Geistlichen nicht“, bemängelte Patriarch Kirill. Er betonte zudem, die Geistlichen befänden sich direkt hinter der Frontlinie, wo sie sehr nützlich, aber auch exponiert seien.

Dabei plant die ROK, die Zahl der Militärgeistlichen – nach der Definition ihres rechtlichen Status – massiv zu erhöhen. Seit dem Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine waren über 700 Geistliche im Einsatz, wie Metropolit Kirill (Pokrovskij) von Stavropol, Leiter der Synodalabteilung für die Zusammenarbeit mit den Streitkräften und den Sicherheitsorganen des Moskauer Patriarchats, erklärte. Im Moment arbeiteten 281 Geistliche der ROK in der Funktion von Assistenten von Kommandanten mit gläubigen Militärdienstleistenden. Sobald ihr neuer rechtlicher Status festgelegt sei, wolle die ROK ihre Zahl vervierfachen, erklärte Metropolit Kirill an der Konferenz „Heiliger Krieg: Verklärung Russlands“. Der Krieg habe viele Geistliche zum Vorschein gebracht, die bereit seien, dorthin zu gehen, „wo geschossen wird, wo es lebensgefährlich ist, wo ihre Hilfe im Gebet besonders nötig ist“. Sie hätten über 15 000 Gottesdienste gefeiert, über 120 000 Gruppen- und Einzelgespräche geführt sowie über 550 000 Orte und Militärtechnik gesegnet. Zudem versicherte Metropolit Kirill, dass die Kirche immer „mit ihrem Volk und ihrer Armee“ gewesen sei, bleibe und sein werde.

Bischof Kirill (Zinkovskij), Rektor der Moskauer Geistlichen Akademie, sprach in einem Interview über die pastorale Begleitung von Soldaten und ihren Familien und erklärte dabei, dass die im Ukraine-Krieg gefallenen russischen Soldaten „zweifellos bei Gott sind“. Indem sie ihre „Seele für das Vaterland niederlegen, um den Triumph des Bösen, das auf dem Planeten marschiert, zu stoppen“, sei ihnen – im Gegensatz zu anderen Menschen – ein Platz bei Gott sicher. Deshalb könne man sich sogar für sie freuen, da sie so einen lichten Tod, „im Kampf für das Gute, für das Licht“, gefunden hätten. Damit könnten Mütter von Gefallenen getröstet werden, sagte Bischof Kirill.

Noch drastischer äußerte sich der Vorsteher einer Kirche in Ust-Kut in der Region Irkutsk. Die „Funktion der Frauen ist zu gebären, die Funktion der Männer – Soldat zu sein“, sagte er. Russland stehe im „Kampf gegen den Antichristen“ an vorderster Front, wobei der Antichrist nicht als Person, sondern als globales Böses zu verstehen sei. Unter dem Bösen versteht der Geistliche vor allem die Verletzung „traditioneller Werte“. Damit der Kampf geführt werden könne, müssten Frauen gebären. Mit diesen Aussagen folgt er Patriarch Kirill, der Russlands Krieg gegen die Ukraine immer wieder als metaphysischen Kampf gegen das Böse darstellt. Vor kurzen erklärte der Patriarch erneut, Russland müsse „fähig sein, den Widerstand gegen den Antichristen anzuführen“. (NZ)

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