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Russland: Erstes Mahnmal für die katholischen Opfer des stalinistischen Terrors

23. November 2010
In Russland erinnert erstmals ein Mahnmal an die Katholiken, die unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin hingerichtet wurden. Der Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi weihte am 28. Oktober einen Gedenkstein auf dem Friedhof Levaschovo bei St. Petersburg ein.

Insgesamt kamen in der Sowjetunion mindestens 400 katholische Priester um.

Der Gedenkfriedhof befindet sich rund 30 km nördlich vom historischen Stadtkern von St. Petersburg. Dort liegen etwa 47 000 Opfer des stalinistischen Terrors begraben, die in den Jahren von 1937 bis 1954 im damaligen Leningrad, in Pskov, Vologda und anderen nordrussischen Städten als sog. Volksfeinde vom NKVD hingerichtet wurden und deren Leichen der NKVD nach Levaschovo verfrachtete und verscharrte. Bis 1989 war Levaschovo Sperrgebiet. Historiker vermuten in den Wäldern nördlich von St. Petersburg weitere solche Massengräber.

Bereits in den 1990er Jahren hatte die Menschenrechtsorganisation «Memorial » in Levaschovo eine Gedenkstätte eingerichtet – einen als Wachturm nachempfundenen Glockenturm und ein kleines Museum. Im Laufe der Jahre wurden zudem Gedenksteine und Kreuze für die Angehörigen unterschiedlicher Nationalitäten (Russen, Weißrussen, Ukrainer, Polen, Esten, Letten, Litauer, Norweger, Deutsche, etc.) errichtet, die den Repressionen der Stalinzeit zum Opfer fielen.

Zur Einweihung des neu errichteten Denkmals für die katholischen Opfer zogen die Teilnehmenden in einer Prozession vom Glockenturm zum Mahnmal, wo ein Wortgottesdienst stattfand. Erzbischof Pezzi betete für «jene, die mit Dir das Leiden auf sich nahmen und mit Liebe für Dich gestorben sind, denn Du bist das Leben, die aber, die Dich zurückweisen, Vergänglichkeit. Wir bitten Dich, verherrliche Deine Märtyrer, nimm sie auf in die Schar Deiner Heiligen, damit sie mit dem hellem Kranz ihres Martyriums uns den Weg zum Himmlischen Reich erleuchten ». In seiner Predigt unterstrich der Erzbischof, dass das Zeugnis der Märtyrer seit Beginn des Christentums die überzeugendste Form der Glaubenspredigt des Evangeliums sei. Der einzigartige Wert des christlichen Martyriums sei im kurzen Wort Tertullians, «das Blut der Märtyrer ist der Same des Christentums», enthalten.

Krzysztof Požarskij, Pfarrer in der St. Stanislaus-Gemeinde in St. Petersburg und Initiator des Mahnmals für die katholischen Opfer, sagte, wo es Gott nicht gebe, sei «eine entsetzliche Hölle. Die Erde, auf der wir heute stehen, hat das im ganzen Ausmaß gespürt. Für uns ist der heutige Tag aber nicht nur ein Tag der Trauer, sondern auch ein Tag der Auferstehung und der Freude».

www.sibcatholic.ru, 29. Oktober; APD, 30. Oktober 2010 – O.S.

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