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Russische Kirche begrüßt Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Vatikan

25. Januar 2010

Während seines Staatsbesuches in Italien ist Präsident Dmitrij Medvedev am 4. Dezember auch von Papst Benedikt XVI. empfangen worden. Das Gespräch betraf u.a. die Einrichtung voller diplomatischer Beziehungen zwischen Russland und dem Vatikan.

In einem Pressekommuniqué des Vatikans heißt es, das Gespräch sei in «außerordentlich freundschaftlicher Atmosphäre» verlaufen. «Große Wertschätzung» habe man dabei gegenüber dem Dialog zwischen dem Vatikan und der Russischen Orthodoxen Kirche bekundet. Bereits vor seiner Audienz beim Papst hatte Präsident Medvedev mit Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone und Erzbischof Dominique Mamberti, dem Leiter der Sektion für Beziehungen zu den Staaten, gesprochen. Beide Seiten kamen überein, die bestehenden Arbeitskontakte zwischen dem Vatikan und Russland bis Ende 2009 zu vollen diplomatischen Beziehungen aufzuwerten. Präsident Medvedev hat am 3. Dezember in Moskau eine entsprechende Verfügung unterzeichnet.

Das Moskauer Patriarchat reagierte positiv auf die Perspektive der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Der Stv. Vorsitzende des Kirchlichen Außenamtes, Priestermönch Filipp Rjabych, erklärte, die Beziehungen zur katholischen Kirche entwickelten sich «in mehrere Richtungen». Es gebe immer mehr gemeinsame Positionen bei «Themen, die auf der internationalen Tagesordnung stehen». Vollwertige diplomatische Beziehungen würden es beiden Seiten erlauben, enger und effizienter eine gemeinsame Position bei ethischen und sozialen Fragen zu entwickeln. So seien sich der Vatikan und die Russische Orthodoxe Kirche in vielen Punkten darüber einig, was zur Überwindung der Folgen der Wirtschaftskrise getan werden müsse. Rjabych hob jedoch auch hervor, dass es bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen «um ein politisches Verhältnis zum Vatikan als Staat» gehe - und nicht um «Fragen des Verhältnisses» zwischen beiden Kirchen. Theologische und pastorale Fragen gehörten ausschließlich zur Domäne des kirchlichen Dialogs.

Erzbischof Ilarion (Alfejev), der Chef des Kirchlichen Außenamtes, äußerte gegenüber dem Fernsehsender «Rossija», dass die Russische Orthodoxe Kirche «diesen Schritt des russischen Staates nur begrüßen » könne. Eine Begegnung zwischen Patriarch Kirill I. und Papst Benedikt XVI. sei möglich, müsse allerdings «gut vorbereitet» sein: Größter Stolperstein sei nach wie vor die Griechisch-katholische Kirche. Man erwarte «konkrete Schritte» von der römisch-katholischen Kirche, die «zeigen, dass sie den Wunsch hat, uns entgegenzukommen und [...] jene Wunden zu heilen, die [uns] in der schwersten Zeit, zu Beginn der 1990er Jahre, zugefügt worden» seien. Damals hätten «die Griechisch-katholischen Gläubigen mehr als 500 unserer Kirchen gewaltsam in Besitz genommen und die Orthodoxen daraus vertrieben». Die Russische Kirche biete «konkrete Lösungsvorschläge für die bestehenden Probleme».

Russische Beobachter messen der Aufnahme diplomatischer Beziehungen große Bedeutung zu: Zwar würden sowohl die Russische Orthodoxe Kirche als auch der Staat bei jeder Visite eines russischen Präsidenten im Vatikan versichern, diese Visite trage rein politischen Charakter und sei völlig unabhängig von den Beziehungen beider Kirchen zueinander. Zudem höre man im Patriarchat die Behauptung höchst ungern, die Kirche werde vom Staat gegängelt - vor allem nicht in einer so delikaten Angelegenheit, wie dem Verhältnis zur katholischen Kirche. Die vielen Versicherungen und Dementis lassen laut Beobachtern indes anderes vermuten: So sei es den Katholiken nach der Visite von Vladimir Putin bei Papst Benedikt XVI. 2007 merklich besser gegangen, und der Dialog zwischen Russischer Orthodoxer und katholischer Kirche verlaufe mit weniger Problemen als zuvor.

www.religio.ru, 4. Dezember; www.interfax-religion.ru, 4. Dezember; www.portal-credo.ru, 4.-8. Dezember 2009 - O.S.

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