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Rumänische Orthodoxe Kirche ruft zur Rückkehr zur Mutterkirche auf

20. Mai 2010

Unter dem Vorsitz von Patriarch Daniel hat die Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche am 11. Februar einen «Herzensappell an alle rumänischen orthodoxen Geistlichen und Laien außerhalb der Grenzen Rumäniens gerichtet, die - ohne kirchlichen Segen - anderen orthodoxen Schwesterkirchen oder unkanonischen kirchlichen Strukturen angehören.»

Sie möchten «in direkte Gemeinschaft mit der Mutterkirche zurückkehren, d. h. in die kanonische Jurisdiktion der Hl. Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche ».

Das Jahr 2010 sei dazu eine gute Gelegenheit, da die Kirche in diesem Jahr zwei Jubiläen feiere: 125 Jahre seit der Zuerkennung der Autokephalie und 85 Jahre seit der Erhebung der Kirche in den Rang des Patriarchats. In dem Aufruf heißt es weiterhin, dass die Rumänische Orthodoxe Kirche die «Kirche des rumänischen Volkes» sei und alle «orthodoxen Christen Rumäniens und alle rumänischen orthodoxen Gläubigen außerhalb der Grenzen Rumäniens » umfasse. Die Hl. Synode sichere die kanonische und pastorale Betreuung der rumänischen orthodoxen Gläubigen außerhalb Rumäniens. Dieses Prinzip stehe zum einen «in vollem Einklang mit dem Beschluss der IV. Vorkonziliaren Panorthodoxen Konferenz in Chambésy» (s. G2W 9/2009, S. 3), wonach «jede autokephale Kirche das Recht» habe, «ihre eigene Diaspora zu betreuen». Zum anderen habe laut Kanon 16 des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa (325) kein Bistum das Recht, in seine Jurisdiktion orthodoxe Kleriker und Laien ohne den Segen der Kirche (Diözese), der diese angehören, aufzunehmen.

Der Appell beruft sich auch auf das Beispiel der Russischen und der Serbischen Orthodoxen Kirche, wo «der Prozess der Rückkehr von Klerikern und Gläubigen unterschiedlicher Nationalitäten zu ihren Mutterkirchen bereits seit geraumer Zeit begonnen und bewiesen hat, dass durch gemeinsame Verantwortung und nationale orthodoxe Solidarität historische Spaltungen überwunden werden können, die auf politische Gründe in der Vergangenheit zurückzuführen sind.» 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes gebe es keine «hinreichenden Gründe mehr, den Ruf der Hl. Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche zu orthodoxer rumänischer Einheit und Gemeinschaft zurückzuweisen. » Es sei zwar aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar, «dass sich einige unserer rumänischen orthodoxen Geschwister in der Zeit des Kommunismus anderen orthodoxen Jurisdiktionen zugewandt haben. Was aber in der Vergangenheit entschuldbar war, ist in der Gegenwart nicht zu rechtfertigen, ja sogar zu bedauern: die Entfremdung der Rumänen untereinander, bis hin zur kirchlichen Spaltung». Beobachtern zufolge richtet sich der Appell in erster Linie an die rumänischen orthodoxen Gemeinden in den USA, wo es neben einem Erzbistum, das dem Patriarchat Bukarest untersteht (ca. 40 Gemeinden), noch eine rumänische Diözese innerhalb der - von der Weltorthodoxie nicht anerkannten - Orthodox Church in America gibt (ca. 80 Gemeinden). Seit Mitte der 1990er Jahre werden Verhandlungen geführt, diese Gemeinden zu einer rumänischen Metropolie unter der Jurisdiktion des Patriarchats Bukarest zusammenzuschließen.

Im Juli 2008 hatte das Patriarchat zunächst eine Vereinigung verkündet, diese dann aber wieder umgehend dementiert. Eine gemischte Kommission aus Vertreten beider Diözesen erklärte im August 2008, dem Dialog stünde noch «ein steiniger Weg bevor». Einige orthodoxe Theologen und Kirchenrechtler kritisierten den Appell der Rumänischen Orthodoxen Kirche, da er eine «universale nationale Kirche» impliziere. Dies widerspreche jedoch der orthodoxen Tradition und erwecke den 1872 vom Konzil in Konstantinopel verurteilten «Ethnophyletismus» zu neuem Leben. Auch sei die Interpretation der jüngsten Vereinbarungen von Chambésy kaum stichhaltig. Die Kritiker erinnerten zudem an eine Konferenz der rumänischen orthodoxen Bischöfe von Westeuropa und Nordamerika im April 2004 in Limours bei Paris zum Thema «Die Orthodoxe Kirche im Westen zwischen Einwanderung und Verwurzelung: Perspektiven einer Lokalkirche».

In ihrem damaligen Schlussdokument hätten sich die Bischöfe zur «natürlichen Bildung lokaler Kirchen» in der Diaspora bekannt - auf der Grundlage des Territorialprinzips und nicht der Ethnizität. Weiterhin hätten sie festgehalten: «Die Orthodoxie ist weder an eine einzige Kultur noch an ein Volk gebunden; sie ist der Glaube an den Mensch gewordenen Sohn Gottes, der für das Leben der Welt gestorben und auferstanden ist. Die rumänische Orthodoxie ist offen gegenüber der jeweiligen lokalen Kultur und möchte deren Werte auf natürliche Weise integrieren - durch Verwendung der jeweiligen Landessprache in der Liturgie, Wiederentdeckung der lokalen christlichen Vergangenheit und durch das Ausdrücken der Theologie in der jeweiligen Landessprache. [...] Unsere Diözesen handeln in diesem Sinne, in Kommunion mit allen anderen orthodoxen lokalen Jurisdiktionen, denen wir unseren Wunsch darbringen, die Zusammenarbeit zu intensivieren, uns zusammenzuschließen und uns intensiver und dauerhafter zu engagieren - sowohl auf lokaler wie auf panorthodoxer Ebene.»

SOP Nr. 347, April 2010; Orthodoxie Aktuell, April 2010 - O.S.

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