Skip to main content

Rumänien: Patriarchat will eigene Struktur für seine Gläubigen in der Ukraine schaffen

03. April 2024

Der Hl. Synod der Rumänischen Orthodoxen Kirche (RumOK) hat am 29. Februar die Einrichtung einer eigenen Kirchenstruktur in der Ukraine beschlossen. Das kirchliche Leitungsgremium entschied, die „Initiativen von rumänischen orthodoxen Gemeinden in der Ukraine, die Gemeinschaft mit der Mutterkirche – dem rumänischen Patriarchat – durch ihre rechtliche Organisation in einer religiösen Struktur mit dem Namen Rumänische Orthodoxe Kirche in der Ukraine wiederherzustellen, zu segnen, zu ermutigen und zu unterstützen“. 

In der Ukraine, insbesondere in der Oblast Tschernivtsi, aber auch den Regionen Transkarpatien und Odessa, lebt eine rumänische Minderheit. Es gibt rund 100 Gemeinden, die zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), die früher dem Moskauer Patriarchat unterstand, gehören. Aufgrund der innerorthodoxen Spannungen in der Ukraine zeigt sich das rumänische Patriarchat schon seit längerem besorgt über das Schicksal der rumänischen Kirchgemeinden in der Ukraine. So forderte der rumänische Patriarch Daniel schon im Februar 2019 den Hl. Synod auf, sich mit der Seelsorge für diese zu beschäftigen. Der Hl. Synod verlangte daraufhin schriftliche Garantien für den Respekt für die ethnische Zugehörigkeit und Sprache der rumänischen Gläubigen von den ukrainischen Kirchenbehörden. Zudem wollte er, dass sich die rumänischen Gläubigen in einem rumänischen Vikariat organisieren können. 

Die 2018 neu gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) zeigte sich 2019 bereit, ein solches Vikariat zu schaffen, allerdings gehören die rumänischen Gemeinden zur UOK. Es gab immer wieder Gerüchte, dass Druck auf die rumänischen Gemeinden ausgeübt wurde, die Jurisdiktion zu wechseln. Angesichts von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und des wachsenden staatlichen Drucks auf UOK wiederholte die RumOK 2023 ihr Engagement für die Rechte und Freiheiten der rumänischen Kirchgemeinden. 

In der OKU stieß das Vorgehen der RumOK auf Kritik. Bischof Viktor (Bed) von Mukatschevo bezeichnete die Entscheidung als „abschätzig“ und „provokativ“ und gegen die OKU gerichtet. Sie beweise den „großen Einfluss“ des russischen Geheimdienstes und des Moskauer Patriarchats auf die rumänische Regierung und auf Hierarchie der RumOK. Die Entscheidung erkläre auch, warum die RumOK die OKU bisher nicht offiziell anerkannt habe. Außerdem belege sie das Vorherrschen „russischer Narrative“ in Rumänien über eine „Niederlage und spätere Aufteilung der Ukraine“. Dies bezeuge wiederum, dass die Ukraine an der „internationalen Informationsfront“ gegenüber der russischen Propaganda im Hintertreffen sei, und zeige die „Schwäche der ukrainischen Diplomatie und der ukrainischen Sicherheitsdienste beim Schutz ukrainischer nationaler Interessen“ insbesondere der religiösen Sicherheit. Die Ukraine und die OKU dürften dieser „rumänisch-kirchlichen Provokation“ nicht nachgeben, sondern müssten „unverzügliche und wirksame Maßnahmen“ zum Schutz der „nationalen und religiösen Sicherheit der Ukraine“ ergreifen. 

Metropolit Kliment (Vetscherja), der Leiter der Informationsabteilung der UOK, erklärte, die RumOK zeige mit ihrem Verhalten, dass die Möglichkeit offener staatlicher Verbote und Verfolgung der UOK real sei. Das sei ein „lautes Signal für das ukrainische Parlament“, wie seine Politik in Europa wahrgenommen werde und welche Folgen das haben könne. Er befürchtete sogar eine Gefahr für die staatliche Souveränität in Gebieten der Ukraine, die historisch einmal zu Rumänien gehört hätten. Allerdings hält er es nicht für wahrscheinlich, dass die rumänischsprachigen Gläubigen in der Ukraine das Angebot der RumOK annehmen. (NZ) 

Drucken