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Religionsgipfel in Baku

20. Mai 2010

Unter der Leitung des russischen Patriarchen Kirill und von Scheich ul-Islam Allahschukjur Paschasade, dem Vorsitzenden der Geistlichen Leitung der Muslime des Kaukasus, hat vom 26. bis 27. April in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku eine interreligiöses Konferenz stattgefunden.

An der Konferenz nahmen Orthodoxe, Katholiken, Muslime und Hindus tei - insgesamt rund 300 Vertreter aus 32 Ländern. Initiiert hatte das Treffen der Interreligiöse Rat der GUS-Staaten unter Federführung der Russischen Orthodoxen Kirche. Die Konferenzteilnehmer verabschiedeten ein Dokument, in dem sie zum Kampf gegen den Terrorismus aufrufen, der die Religion zu «destruktiven Zwecken» missbrauche. Die traditionellen Religionsgemeinschaften seien aufgerufen, der Entstellung religiöser Werte durch Extremisten und Terroristen Einhalt zu gebieten. - Um zudem die negativen Folgen der Globalisierung abzuwenden, sei man zur Zusammenarbeit mit der Politik bereit. Es sei wichtig, dass sich jeder Einzelne nach seiner Weltanschauung und jedes Volk nach seiner Lebensart frei entfalten könne, auch wenn dies bestimmten Eliten nicht gefalle und ihnen nicht «fortschrittlich» genug erscheine. Kritik übte die Versammlung an der «un gerechten Verteilung der Einkünfte auf der Welt» und schlug «alternative Modelle des Wirtschaftens» vor, denen «Werte wie Gerechtigkeit, Solidarität, Liebe und Respekt gegenüber Menschen, Traditionen und Kulturen» zugrunde liegen. Eine Zusammenarbeit aller traditionellen Religionsgemeinschaften sei angesichts von Armut, sozialer Ungerechtigkeit, Drogenhandel, Terrorismus, bewaffneten Konflikten, ökologischen Problemen sowie Versuchen, Völker ihrer Eigenart zu berauben, Religion an den Rand des gesellschaftlichen Lebens zu drängen und moralische Normen zu verwässern, gebotener denn je.

Im Rahmen der Konferenz kam es auch zu einem separaten Gipfeltreffen zwischen Patriarch Kirill, Scheich ul-Islam Paschasade sowie dem armenischen Katholikos-Patriarchen Karekin II. Das ebenfalls eingeladene Oberhaupt der Georgischen Orthodoxen Kirche, Katholikos- Patriarch Ilia II., konnte krankheitshalber nicht an dem Treffen teilnehmen. Die drei Würdenträger unterzeichneten eine Erklärung, in der sie ihr Treffen «als Fortsetzung des Friedensgesprächs betrachten, das zwischen der Armenischen Apostolischen Kirche und der Geistlichen Leitung der Muslime unter Vermitt- lung der Russischen Orthodoxen Kirche begonnen» habe. Auch in Zukunft hoffen sie «die Prinzipien des friedlichen Zusammenlebens unserer Völker» sowie «die Ausarbeitung allseitig akzeptabler Lösungen auf dem Weg des Dialogs» unterstützen zu können. Ihre Treffen hätten in beträchtlichem Maß dazu beigetragen, dass der armenisch-aserbaidschanische Konflikt, der auf das Problem um Berg Karabach zurückgehe, bisher in keinen erneuten bewaffneten und keinen interreligiösen Konflikt umgeschlagen sei. Die drei Würdenträger betonten «das Potential der Religion, die zum Guten, zu Frieden, Mitleid und Geduld» aufrufe und versöhnend wirke. Strittige Fragen dürften «auf keinen Fall mit der Waffe in der Hand gelöst» werden. Mit den Bemühungen um Frieden wolle man «die Hoffnungen der Menschen auf Überwindung der Teilungen, Trennungen und der Feindschaft unterstützen», denn andernfalls werde «der Krieg keine Ende haben ». - Das erste Gipfeltreffen dieser Art hatte 2001 auf Initiative des verstorbenen Patriarchen Alexij II. in Moskau stattgefunden; Nachfolgetreffen fanden 2004 und 2006 statt.

www.mospat.ru, 25. April; www.religio.ru, 26., 28. April 2010 - O.S.

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