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Patriarch Kirill segnet Präsident Janukovytsch zur Amtseinführung

06. April 2010
Auf Einladung des designierten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukovytsch ist Patriarch Kirill I. am 25. Februar nach Kiew gereist, um vor dessen Vereidigung im Parlament einen Fürbittgottesdienst für den neuen Präsidenten im Kiewer Höhlenkloster zu zelebrieren.

An der Feier nahmen alle Mitglieder des Hl. Synods der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/ Moskauer Patriarchat (UOK/MP) unter der Leitung von Metropolit Volodymyr (Sabodan) sowie Metropolit Ilarion (Alfejev), Chef des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche, teil.

Patriarch Kirill hatte Janukovytsch bereits am 9. Februar zum Sieg bei den ukrainischen Präsidentschaftswahlen vom 7. Februar gratuliert. Aber erst nachdem die unterlegene Julija Tymoschenko ihre Klage gegen die Wahlkommission wegen Wahlfälschung beim Obersten Gericht des Landes zurückgezogen hatte, nahm Patriarch Kirill die Einladung zur Amtseinführung an. Patriarch Kirill nannte es symbolisch bedeutsam, dass die Amtseinführung des Präsidenten am Gedenktag des Hl. Alexij stattfinde, der im 14. Jh. sowohl Metropolit von Kiew als auch von Moskau gewesen war. Zudem erinnerte der Patriarch während des Gottesdienstes Janukovytsch daran, dass Macht verantwortungsvollen Dienst an den Menschen bedeute, der mitunter so weit ginge, dass man sich selbst zum Wohl der andern kreuzigen müsse. Bedingung für den Wohlstand eines Volkes sei dessen Einheit, und es sei Gottes Wille, dass die Ukraine eins werde und ihre politischen, kulturellen und religiösen Differenzen überwinde. Patriarch Kirill wies auf «die Erben des Fürsten Vladimir» hin, die «Brüdervölker [d.h. Ukrainer, Weißrussen und Russen], die durch «eine historische Tradition, die Heilige Rus', verbunden» seien; diese integralen Bestandteile der Heiligen Rus' müssten «einander in Freundschaft, Frieden und Mitarbeit verbunden» bleiben. Anschließend segnete der Patriarch Janukovytsch und schenkte ihm eine Erlöserikone.

An der eigentlichen Amtseinführung und Vereidigung im Parlament nahm Patriarch Kirill nicht teil. Dagegen waren Metropolit Agafangel (Savvin) von Odessa und Ismail von der UOK/MP, der Vorsitzende der römisch-katholischen Ukrainischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mieczys?aw Mokrzycki, das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch- Katholischen Kirche, Kardinal Lubomyr Husar, Patriarch Filaret (Denisenko) von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/ Kiewer Patriarchat (UOK/KP) sowie das Oberhaupt der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche, Metropolit Mefodij (Kudrjakov), anwesend. Seinen Amtseid leistete Janukovytsch dennoch vor halbleeren Plätzen, da der scheidende Präsident Viktor Juschtschenko und Regierungschefin Tymoschenko mit ihren Fraktionen der Feier demonstrativ ferngeblieben waren. In einer kurzen Rede erklärte Janukovytsch seine «Verantwortung und Demut vor dem Allerhöchsten, durch Dessen Willen» er in das hohe Amt gewählt worden sei. An die Adresse seiner politischen Gegner gerichtet sagte er, wenn aus Niederlage und Sieg «gegenseitige Feindseligkeit» entstünde, so zerstöre dies nicht nur staatliche Interessen, sondern sei auch zutiefst amoralisch. In der ukrainischen Öffentlichkeit wurde die Reise von Patriarch Kirill nach Kiew lebhaft und kontrovers diskutiert. Denn Janukovytsch ist der erste ukrainische Präsident, der den Moskauer Patriarchen zur Amtseinführung eingeladen hat. Seine Vorgänger beschränkten sich darauf, die lokalen Führer der Kirchen und Religionsgemeinschaften einzuladen. Kritik kam vor allem von der UOK/KP, deren Bischof Jevstratij (Zorja) von einer «Erniedrigung anderer Glaubensgemeinschaften » sprach. In einigen Medien hieß es zudem, der Fürbittgottesdienst von Patriarch Kirill habe den Anstrich einer «Einsetzungszeremonie für den Stellvertreter Russlands» gehabt, während andere von einer «Salbung zum kleinrussischen Gouverneur», von «Sabotage» und «Aufgabe nationaler Interessen» sprachen. - Andere Stimmen argumentierten dagegen, dass Janukovytsch seit jeher der UOK/MP angehöre und deren geistliches Oberhaupt keineswegs das Oberhaupt einer «ausländischen Kirche» sei, sondern das einer der beiden größten Kirchen des Landes. Die UOK/MP sei trotz ihrer Autonomie noch immer ein Teil der Russischen Orthodoxen Kirche, deren Oberhaupt Patriarch Kirill sei: Warum dürfe dieser also nicht den Präsidenten bei dessen Amtsantritt segnen?

www.mospat.ru, 25. Februar; www.religare.ru, 26. Februar; www.portalcredo. ru, 24.-26. Februar 2010 - O.S.

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