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Papst Benedikt XVI. auf Zypern

20. Juni 2010

Mit einem Friedensappell für den Nahen Osten und einem Aufruf zur Zusammenarbeit der Religionen hat Papst Benedikt seine dreitätige Reise nach Zypern vom 4. bis 6. Juni beendet. Benedikt XVI. bereiste erstmals ein mehrheitlich orthodoxes Land.

Überschattet wurde der Besuch zudem durch die Militäraktion der israelischen Flotte vor Gaza und dem Mord an dem Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luigi Padovese. Vor diesem brisanten Hintergrund betonte der Papst den rein religiösen Charakter seiner Reise. Er präsentierte den Besuch als überparteilich und lehnte eine konkrete Stellungnahme zum Nahostkonflikt ab. Seinen Besuch verstand er in erster Linie als Pilgerfahrt auf den Spuren des Apostels Paulus, der der Überlieferung nach auf Zypern gewirkt und den dortigen römischen Staathalter bekehrt haben soll (Apg 13,4-12).

Im Mittelpunkt der Reise standen vor allem zwei Themen: die Vertiefung des katholisch-orthodoxen Dialogs und die Vorbereitung für die im Oktober im Vatikan stattfindende Bischofssynode für den Nahen Osten. Während seiner Reise besuchte Papst Benedikt nur den international anerkannten griechischen Teil der Insel, die Republik Zypern, und nicht die international nicht anerkannte «Türkische Republik Nordzypern». Auf die orthodox geprägte Mittelmeerinsel war der Papst von Staatspräsident Dimitrios Christofias eingeladen worden. Nur 25 000 der knapp 800 000 Inselbewohner sind Angehörige der römisch- katholischen Kirche bzw. der Maronitischen Kirche, einer mit Rom unierten Ostkirche. Trotz vereinzelter Proteste von orthodoxen Geistlichen im Vorfeld der Papstreise fiel die Begrüßung des Papstes durch Präsident Christofias und Erzbischof Chrysostomos II., dem Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Zypern, am Flughafen von Paphos unvermindert herzlich aus.

Sowohl bei der Ankunft des Papstes und der anschließenden ökumenischen Feier an der orthodoxen Kirche Agia Kiriaki Chrysopolitissa in Paphos, an der Orthodoxe, Katholiken, Anglikaner und Lutheraner teilnahmen, als auch bei ihrem Treffen am nächsten Tag betonten Benedikt XVI. und Erzbischof Chrysostomos ihre Verbundenheit. Der Papst würdigte die Fortschritte in der katholisch-orthodoxen Ökumene in den vergangenen Jahrzehnten und lobte den Einsatz der Kirche von Zypern für den ökumenischen Dialog. Die Kirche von Zypern könne im ökumeni- schen Gespräch als «Brücke zwischen Ost und West» dienen und einen bedeutenden Beitrag zum Prozess der Versöhnung leisten. Erzbischof Chrysostomos hob hervor, dass seine Kirche dem Dialog verpflichtet sei und bleibe. Thema in den Gesprächen zwischen Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Chrysostomos sowie Staatspräsident Christofias war auch die politische Situation der seit 1974 geteilten Mittelmeerinsel. Erzbischof Chrysostomos erinnerte zu Beginn der ökumenischen Feier in Paphos an das «Martyrium» der zyprischen Kirche seit der Teilung der Insel und warf der Türkei vor, in «barbarische Weise» einen Teil der Insel besetzt zu halten. Sowohl der Erzbischof als auch der Staatspräsident drückten ihr Bedauern über die großen Verluste des kulturellen Erbes im Nordteil der Insel aus, da zahlreiche Kunstwerke, insbesondere christliche, entweder auf dem internationalen Kunstmarkt verkauft oder sogar gänzlich zerstört worden seien. Benedikt XVI. rief zur Versöhnung der beiden Inselteile auf; dabei gelte es «die bestehenden Probleme für die Zukunft eurer Insel, die ihr mit der internationalen Staatengemeinschaft teilt, zu lösen.» Außerdem versprach er nach dem Besuch des kirchlichen Ikonenmuseums in Nikosia, das auch den Raub und Weiterverkauf orthodoxer Kunstschätze aus Klöstern und Kirchen im Nordteil der Insel dokumentiert, sich für die Rückführung dieser Kunstwerke einzusetzen.

Der dritte Tag der Papstreise stand ganz unter dem Vorzeichen der kommenden Nahostsynode vom 10. bis 24. Oktober in Rom: Nach einer feierlichen Messe im Sportpalast von Nikosia mit ca. 5000 Gläubigen teilte der Papst das 40-seitige Arbeitspapier zur Synode an die anwesenden Patriarchen und Bischöfe der mit Rom unierten Ostkirchen aus. In dem Dokument «Instrumentum Laboris» geht es vor allem um Hilfe für die Christen im Nahen Osten, den interreligiösen Dialog mit Muslimen und Juden, den palästinensischisraelischen Konflikt sowie die Ökumene mit den Ostkirchen. Das von der Vorbereitungskommission für die Synode erstellte Dokument warnt vor einer weiteren Abwanderung der Christen aus dem Nahen Osten. Diese seien mit ihren 2000-jährigen geistlichen und kulturellen Traditionen als «wesentlicher Teil dieser Region» unverzichtbar. Die Kirche müsse die Christen in mehrheitlich muslimischen Gesellschaften verstärkt unterstützen, um ihre Existenz zu sichern. Als «Schlüssel für ein harmonisches Zusammenleben» zwischen Christen und Muslimen bezeichnet das Dokument die Anerkennung von Religionsfreiheit und Menschenrechten. Christen und Muslime müssten gemeinsam für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Menschenrechte eintreten. Nach dem Gottesdienst im Sportpalast besuchte Benedikt XVI. noch kurz die maronitische Kathedrale von Nikosia, ehe er sich auf den Rückflug nach Rom begab. In der zypriotischen Presse wurde der Besuch des Papstes überwiegend positiv aufgenommen. Alle Tageszeitungen hoben auf ihren Titelseiten das Bedauern des Papstes über die andauernde Teilung der Insel hervor; so schrieb die konservative Zeitung «Politis»: Der Papst habe «in schwierigen Zeiten neue Hoffnungen» geweckt.

Kathpress, 26. Mai – 6. Juni 2010 – S.K.

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