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Orthodoxe Kritik an möglicher Ukrainereise des Papstes

20. Juni 2010

Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki von Lviv, Vorsitzender der lateinischen Ukrainischen Bischofskonferenz, hat berichtet, Benedikt XVI. sei für 2012 in die Ukraine eingeladen worden und der Hl. Stuhl habe die Einladung angenommen. Dies hat von Seiten der ROK Kritik ausgelöst.

Der 600. Jahrestag der Verlegung des lateinischen Bischofssitzes von Halytsch nach Lviv sei «nicht der beste Anlass für ein Kommen des Pontifex in die Grenzen des kanonischen Territoriums der Russischen Orthodoxen Kirche», erklärte der für den Dialog mit den Katholiken zuständige Sekretär des Kirchlichen Außenamtes, Dmitrij Sisonenko wenige Tage nach der Ankündigung von Mieczyslaw Mokrzycki. Dieser hatte allerdings angemerkt, ein genauer Termin stehe noch nicht fest und betont, es sei trotz allem nicht sicher, ob der Papst kommen werde.

Priester Sisonenko begründete seine Kritik am möglichen Papstbesuch mit Verweis auf die «Brisanz der ungelösten Situation in der Westukraine», wo das Moskauer Patriarchat mit der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche um Gotteshäuser streitet. Zwar hätten sich in den letzten Jahren die Beziehungen zwischen dem Moskauer Patriarchat und der römisch-katholischen Kirche «wesentlich verbessert», da man sich «deutlicher darüber im Klaren» sei, dass Katholiken und Orthodoxe «heute nicht Gegner, sondern Bundesgenossen bei der Verteidigung des traditionellen christlichen Verständnisses sozialer und ethischer Probleme der Gegenwart» seien. Doch der «offensichtliche Fortschritt im orthodox-katholischen Dialog» nehme der ungelösten Frage in der Westukraine «nicht die Spitze». Die ungeregelte Situation ist laut Sisonenko «das schmerzlichste Moment in unseren Beziehungen». Es gebe jedoch «jeden Grund darauf zu hoffen, dass diese Probleme gelöst werden, da der Hl. Stuhl heute großes Verständnis für die Position des Moskauer Patriarchats» habe.

Eine Reise von Papst Benedikt XVI. in die Ukraine wäre der zweite Besuch eines katholischen Oberhauptes in dem orthodox geprägten Land. 2001 hatte Papst Johannes Paul II. die Ukraine besucht. Gegen diese Reise hatte der damalige Patriarch Alexij II. protestiert. Das Moskauer Patriarchat wirft der mit Rom unierten Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche vor, sie habe nach ihrer Wiederzulassung 1989 orthodoxe Kirchen geraubt. Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch- katholischen Kirche, Großerzbischof Kardinal Lubomyr Husar, hat diese Vorwürfe wiederholt bestritten.

www.religio.ru, 26. Mai; KNA, 31. Mai 2010 – O.S.

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