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Montenegro: Serbische Orthodoxe Kirche beklagt antikirchliche Kampagne in Montenegro

17. März 2011
Unter dem Vorsitz von Metropolit Amfilohije (Radović) von Montenegro haben am 5. Februar in Cetinje die Vorsteher der Kirchen und Klöster über die Situation der Serbischen Orthodoxen Kirche in Montenegro beraten. Neben innerkirchlichen Fragen stand vor allem das Kirche-Staat-Verhältnis im Vordergrund.

Die Geistlichen warfen Teilen der Medien und einigen Regierungsvertretern eine «antikirchliche Kampagne» vor. Besonders kritisierten sie die Forderung nach einem Abriss der Kirche auf dem Berg Rumija. Der 1594 Meter hohe Berg Rumija ist der höchste Gipfel des gleichnamigen Gebirgszugs im Südosten Montenegros, der sich zwischen Adria und Skadar-See erstreckt. 2005 ließ Metropolit Amfilohije mit Hilfe der Armee, die dazu eigens einen Hubschrauber zur Verfügung stellte, in einer Art Nacht- und Nebelaktion und ohne Baugenehmigung auf der relativ unzugänglichen Rumija eine kleine Metallkirche errichten. Diese Aktion rief gleich von mehreren Seiten Proteste hervor: Lokale albanische Politiker beklagten sich darüber, dass Metropolit Amfilohije mit der Errichtung der Kirche das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Religionsgemeinschaften in der Region gefährde. Aber auch auf der nationalen politischen Ebene sorgte die Aktion für Unruhe – zumal sie in der aufgeladenen Atmosphäre vor dem Referendum zur montenegrinischen Unabhängigkeit 2006 stattfand.

In den letzten Jahren ist der Konflikt um die Metallkirche auf der Rumija keineswegs abgeflaut; so forderten Regierungsvertreter immer wieder den Abriss der Kirche. Erst im Januar warf der montenegrinische Parlamentspräsident Ranko Krivokapić der Serbischen Orthodoxen Kirche vor, mit der Kirche auf der Rumija das multiethnische Zusammenleben im Land zu gefährden, und drohte Metropolit Amfilohije: «Wer den Staat zerstört und Minderheiten bedroht, ist nicht länger ein Metropolit, sondern lediglich der Bürger Risto Radović, der vor dem Gesetz verantwortlich ist. Die Kirche steht nirgends in der zivilisierten Welt außerhalb des Gesetzes. […] Das Gesetz gilt für alle gleich, auch für die Kirche und Metropolit Amfilohije.»

Auf ihrer Versammlung Anfang Februar verurteilten die Geistlichen die Äußerungen von Krivokapic´ und betonten, dass es der Kirche nicht um die Anerkennung bzw. Nichtanerkennung von Staaten gehe, sondern um die Rettung von Seelen: «Es ist eine große Lüge, dass sich die Serbische Orthodoxe Kirche in Montenegro auf irgendeine Weise an der Destabilisierung oder Zerstörung des Staates beteiligt.»

www.pobjeda.co.me, 26. Januar; Pravoslavlje, br. 1054, 15. Februar 2011 – S.K.

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