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Medvedev verurteilt Religionsverfolgungen unter Stalin

16. Februar 2010

In einer Rede zum «Tag der nationalen Einheit» am 4. November 2009 hat Präsident Dmitrij Medvedev die Religionsverfolgungen der Stalinzeit angeprangert und verurteilt.

Medvedev machte diese Äußerungen jedoch nicht vor der ganzen Nation, sondern in einer Video- Aufzeichnung in seinem Blog im Internet. «Die Vertreter absolut aller Religionsgemeinschaften waren Opfer der Verfolgungen», bekannte der russische Präsident und betonte, die Gläubigen hätten ebenso gelitten wie alle übrigen Bevölkerungsgruppen der sowjetischen Gesellschaft - Bauern, Arbeiter, Militärs und Intellektuelle. Er fürchte jedoch, die nachfolgende Generation könnte «eine der größten Tragödien der russischen Geschichte» vergessen. Dieser Erklärung Medvedevs kommt insofern besondere Bedeutung zu, als sowohl in der russischen Gesellschaft als auch in der Russischen Orthodoxen Kirche gegenwärtig wieder heftig über die Rolle Stalins und des Stalinismus diskutiert wird. Auf der einen Seite hat sich in den letzten Jahren ein regelrechter Stalin-Kult etabliert, dessen Vertreter in Stalin vor allem den Sieger des Zweiten Weltkriegs sehen, während die Kritiker auf der anderen Seite Stalin für einen der schlimmsten Verbrecher der Menschheitsgeschichte halten.

Dazu erklärte Medvedev: «Ich bin davon überzeugt, dass das Gedenken an die Opfer eine ebenso geheiligte Aufgabe ist wie dasjenige an die Sieger. Die Verbrechen Stalins können die Heldentat des russischen Volkes, das den Sieg errungen hat, nicht mindern.» Erzpriester Vsevolod Tschaplin, Leiter der Patriarchatsabteilung für die Beziehungen zur Gesellschaft, zelebrierte am 4. November in der Kirche Gottesmutter vom Zeichen im Zentrum Moskaus einen Gedächtnisgottesdienst «für die Opfer der Revolution von 1917, des Bürgerkriegs und aller blutigen Konflikte, unter denen das russische Volk im Verlauf des 20. Jahrhunderts gelitten hat». An dem Gottesdienst nahmen Vladimir Lukin, Stv. Vorsitzender der Partei Jabloko und Beauftragter für Menschenrechte bei der Russischen Föderation, sowie weitere 50 Personen teil. Der «Tag der nationalen Einheit» war 2005 auf Anregung der Russischen Orthodoxen Kirche als Nationalfeiertag eingeführt worden, um den sowjetischen 7. November zu ersetzen, den Tag der Oktoberrevolution. Am 4. November feiert die Russische Orthodoxe Kirche das Fest der Ikone der Gottesmutter von Kasan.

SOP Nr. 343, Dezember 2009 - O.S.

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