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Kritik am Besuch des georgischen Katholikos-Patriarch Ilia II. in Paris

20. August 2009
Orthodoxe Georgier, die in Paris leben, haben sich enttäuscht über den Besuch des Oberhaupts der Georgischen Orthodoxen Kirche, Katholikos- Patriarch Ilia II., in Frankreich geäußert. Der Patriarch hatte die französische Hauptstadt vom 12. bis 15. Mai besucht und dabei auch eine Kirche in einem Pariser Vorort eingeweiht

(s. G2W 7-8/2009, S. 4). Die Verantwortlichen der georgischorthodoxen Hl. Nino-Gemeinde in Paris zeigten sich allerdings erstaunt über «die Einweihung einer neuen georgischen Kirche in der Pariser Region». Diese finde «offenbar in einem Geist des Misstrauens [uns] gegenüber» statt und «ohne jede Absprache mit den orthodoxen kirchlichen Einrichtungen in Frankreich». Weder das Patriarchat Georgien noch die georgische Botschaft in Frankreich hätten ein Wort über das Projekt verlauten lassen. Man bedaure «eine Initiative, die offenbar von einer Privatperson ausgeht, welche von religiösen Dingen kaum Ahnung hat».

Die seit 1929 bestehende Hl. Nino-Gemeinde gehört seit ihrer Gründung dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel an und war bis in die 1990er Jahre die einzige georgische Gottesdienststätte außerhalb Georgiens. Obwohl sie dem Ökumenischen Patriarchat untersteht, bemühte sich die Gemeinde jedoch immer um spirituelle Verbundenheit mit der Georgischen Kirche und ihrem Oberhaupt. 1981 feierte Patriarch Ilia II. auf Einladung der Gemeinde einen Gottesdienst in Paris. Vergleichbares wiederholte sich dieses Mal nicht: Mit Hinweis auf das überfrachtete Programm des Patriarchen wurde sowohl ein Besuch der Hl. Nino-Gemeinde als auch ein Treffen mit der französischen orthodoxen Bischofskonferenz (Assemblée des Evêques Orthodoxes de France) abgelehnt.

Der Präsident der Assemblée, Metropolit Emmanuel (Adamakis), habe - laut den Verantwortlichen der Hl. Nino-Gemeinde - schon während seines vor kurzem erfolgten Besuch in der georgischen Hauptstadt Tbilissi Kritik an der Einweihung der neuen Kirche geübt: Eine solche Initiative schiene ihm angesichts der «Anstrengungen zur Verständigung» aller orthodoxen Kirchen in der Frage der «kanonischen Organisation der Diaspora » derzeit wenig opportun. «Das alles kann nur Verwirrung stiften, nicht nur in unserer Gemeinde, sondern in der Gesamtorthodoxie.» Wie erst jetzt bekannt wurde, handelt es sich bei der neu eingeweihten Kirche um eine Privatkappelle, die sich auf dem Anwesen des russisch-georgischen Geschäftsmannes Buba Keburia befindet, der mehrere Restaurants in Moskau besitzt. Dem Bau der Kappelle hatte der im Dezember letzten Jahres verstorbene Patriarch der Russischen Orthodoxen Kirche, Alexij II., seinen Segen erteilt.

SOP Nr. 339, Juni 2009 - O.S.

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