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Kosovo: Streit um die Bewachung serbisch-orthodoxer Klöster in Kosovo

16. September 2010

Um die Bewachung der Klöster und Kirchen der Serbischen Orthodoxen Kirche in Kosovo ist eine neuerliche Debatte entbrannt, nachdem die internationale, von der NATO geführte Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) im Juli bekannt gegeben hat, der kosovo-albanischen Polizei die Bewachung bestimmter Klöster und Kirchen zu übertragen.

Die Eparchie Raška-Prizren kritisierte das Vorhaben der KFOR. Der Vikarbischof der Eparchie, Bischof Teodosije (Šibalić) von Lipljan, erklärte, die Entscheidung des deutschen KFOR-Kommandanten, General Markus Bentler, gefährde «in hohem Maße» die Heiligen Stätten der Serbischen Orthodoxen Kirche. Zugleich würden die serbischen Rückkehrer entmutigt. Mit ihrem «politisch motivierten» Beschluss wolle die NATO zeigen, dass sich die Sicherheitslage in Kosovo verbessert habe. Damit werde jedoch, so Bischof Teodosije, lediglich die «bittere Wahrheit über ernsthafte Verletzungen von Menschenrechten und religiösen Rechten» versteckt. Die Serbische Orthodoxe Kirche und die serbische Bevölkerung in Kosovo hätten wiederholt betont, dass sie der kosovarischen Polizei nicht vertrauten. Gegenüber dem Radiosender «KiM» erklärte Bischof Teodosije, dass die Kirche gegebenenfalls «nach alternativen Lösungen für die Bewachung unserer Kirchen und Klöster suchen» müsse.

Die Bewachung der Kirchen und Klöster durch serbische Soldaten – eine Idee, die der serbische Innenminister Ivica Dačić ins Spiel gebracht hatte – lehnte der kosovarische Innenminister Bajram Rexhepi allerdings ab: «Wir haben unsere Polizei, die die Klöster und das Kulturgut des Kosovo bewachen wird», sagte Rexhepi der Tageszeitung «Koha Ditore». Dačić hatte Mitte August bei einem Besuch im vornehmlich von Serben bewohnten Nordkosovo erklärt, dass Serbien bereit sei, sich an der Bewachung der Kirchen und Klöster zu beteiligen. Dabei bezog er sich auf die UN-Resolution 1244 aus dem Jahr 1999, die die Möglichkeit der Bewachung des serbischen Kulturerbes durch serbisches Personal vorsieht. Die Resolution 1244 ist nach wie vor in Kraft, allerdings hat Kosovo im Februar 2008 seine Unabhängigkeit erklärt.

Laut der KFOR sollen demnächst die Klöster Gračanica, Budisavci, Gorioč und Zočičte von der kosovarischen Polizei bewacht werden. Als erstes soll dabei das Kloster Gracˇanica übergeben werden; für die restlichen drei gibt es noch keinen Zeitplan. Die vier Klöster gehören zu bisher insgesamt acht Klöstern, die einen Sonderstatus haben und von der KFOR bewacht werden. Weiterhin von der Friedenstruppe bewacht werden sollen die Klöster Visoki Dečani, Devič, das Kloster der hl. Erzengel bei Prizren und das Patriarchatskloster in Peć. Bereits im März war die Bewachung des Denkmals Gazimestan, das an die Kosovo-Schlacht von 1389 erinnert, in die Verantwortung der kosovarischen Polizei übergeben worden.

SOK Aktuell, 6. August; KNA, 23. August 2010 – S.K.

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