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Kosovo: Imam wegen Anstiftung zu Terrorismus angeklagt

21. März 2017

Shefqet Krasniqi, der Imam der größten und ältesten Moschee in Prishtina, ist wegen Anstiftung zu Terrorismus angeklagt worden.

Er habe in seinen Predigten und in sozialen Netzwerken „kontinuierlich und bewusst“ Gläubige dazu ermutigt, nach Syrien und in den Irak in den Jihad zu ziehen und dort terroristische Akte zu verüben, erklärte die Staatsanwaltschaft am 27. Februar. Zudem wirft sie Krasniqi die Anstiftung zu Hass und nationaler, rassistischer und religiöser Intoleranz sowie Steuerhinterziehung vor.
In den letzten Jahren sind rund 300 Kosovaren nach Syrien und in den Irak gereist, um sich dort extremistischen Gruppen anzuschließen. Zudem sind offenbar vor allem in den Gefängnissen in Kosovo radikale religiöse Ansichten verbreitet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in letzter Zeit entsprechend einem neuen Gesetz, das die Verwicklung in terroristische Aktivitäten unter Strafe stellt, Dutzende aus dem Nahen Osten zurückgekehrte Kosovaren und Männer, die in Kosovo für extremistische Gruppierungen rekrutiert haben, zu Haftstrafen verurteilt worden sind. Diese tragen jedoch auch zur Radikalisierung anderer Gefängnisinsassen bei. Neben Krasniqi wurden in letzter Zeit mehrere andere Imame radikaler Aussagen oder extremistischer Haltungen bezichtigt – 2016 wurde Zeqirja Qazimi, ein Imam aus Ferizaj, deshalb zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Die Behörden Kosovos versuchen mit verschiedenen Mitteln, der Radikalisierung in den Gefängnissen entgegenzuwirken. Dabei arbeiten sie mit der Islamischen Gemeinschaft Kosovos (s. RGOW 2/2017, S. 22–23) zusammen. So untersuchte eine Gruppe von Muftis die Bibliotheken von neun Gefängnissen und entfernte vorhandene extremistische Literatur und ersetzte sie mit Büchern über den traditionellen Islam der Region. Zudem wollen die Muftis gemeinsam mit dem Justizministerium Imame für die Betreuung der Gefangenen aussuchen, um eine Einflussnahme von radikalen Imamen zu verhindern.
Als Ursachen für die Radikalisierung gelten Arbeitslosigkeit, Armut, die Verbreitung extremistischer Literatur und der einfache Zugang zu Online-Medien. Gerade in ländlichen Regionen, die noch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind, operieren ausländische islamische Hilfswerke, deren eigentlicher Zweck die Verbreitung eines radikalen Islam ist. Allein 2014 schlossen die kosovarischen Behörden 14 solcher Hilfswerke, die von Iran, Saudi Arabien und anderen Staaten am Persischen Golf gegründet worden waren. Die größte Herausforderung liegt jedoch darin, die sozialen Ursachen wie Arbeits- und Perspektivlosigkeit sowie die schwierige ökonomische Lage zu bekämpfen.

www.rferl.org, 28. Februar, 7. März 2017 – N. Z.

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