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Józef Kowalczyk neuer Primas von Polen

20. Juni 2010

Am 8. Mai ist Józef Kowalczyk, bisher Apostolischer Nuntius in Polen, von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof vonGniezno (Gnesen) und Primas von Polen ernannt worden.

Er folgt in diesen Funktionen Erzbischof Henryk Józef Muszynski nach, der sie seit dem altersbedingten Rücktritt des langjährigen Primas von Polen, Kardinal Józef Glemp,im Dezember 2009 interimistisch innegehabt hatte. Józef Kowalczyk (*1938) war seit 1969 während zwanzig Jahren an der römischen Kurie tätig, bevor ihn Johannes Paul II. 1989 als ersten Apostolischen Nuntius nach Polen entsandte. Kowalczyk verfolgte insbesondere die Untersuchungen zur Zusammenarbeit von Vertretern der katholischen Kirche mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst aus nächster Nähe. Er erklärte sich auch – trotz seiner Immunität als diplomatischer Vertreter des Vatikans – dazu bereit, dass auch seine Akten überprüft wurden. Zu seinen Aufgaben als Nuntius gehörten die Verhandlungen mit den Behörden über ein Konkordat, das 1993 unterzeichnet und 1998 vom polnischen Parlament ratifiziert wurde. Ferner koordinierte er die Pastoralreisen nach Polen von Papst Johannes Paul II. (1991, 1995, 1997, 1999, 2002) sowie von Benedikt XVI. (2006).

Die Ernennung von Kowalczyk, der als hervorragender Kenner der polnischen Kirche gilt, wurde allgemein begrüßt. Der Krakauer Kardinal Stanis?aw Dziwisz würdigte den neuen Primas als einen «Mann mit viel Erfahrung, Enthusiasmus und Mut». Die Einsetzung in der Kathedrale von Gniez´no ist für den 26. Juni 2010 geplant. – In einem seiner ersten Interviews mit der Tageszeitung Gazeta wyborcza vom 15. Mai äußerte sich der neue Primas u. a. zu den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen. Er distanzierte sich von Priestern, die dazu aufriefen, einer bestimmten Partei die Stimme zu geben – insbesondere von der Gruppe um den Gründer der Radiostation Radio Maryja. Gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil sollten Kirche und Staat voneinander unabhängig sein. Auch wenn die katholische Kirche in Polen in Zeiten, als kein eigener Staat bestanden habe, auch eine politische Rolle gespielt habe, sei es nun an der Zeit, dass sich die Priester um geistliche Fragen kümmerten – Wähler, die über eine gute moralische Unterweisung verfügten, seien von sich aus in der Lage, ihr Wahlrecht verantwortungsbewusst wahrzunehmen.

www.kath.de, 8. Mai; Kathpress, 9. Mai; www.prymaspolski.pl, 15. Mai 2010 – R.C.

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