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Gemeinsamer orthodox-katholischer Arbeitskreis St. Irenäus tagt in Kiew

25. Januar 2010

Vom 4. bis 8. November 2009 traf sich der 2004 ins Leben gerufene Gemeinsame orthodox-katholische Arbeitskreis St. Irenäus in Kiew zu seinem sechsten Arbeitstreffen.

Diskussionsgegenstand des Treffens, das auf Einladung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/Moskauer Patriarchat im Kiewer Höhlenkloster stattfand, war «Das Erste Vatikanische Konzil - sein historischer Kontext und die Bedeutung seiner Definitionen». Im Zentrum stand dabei die Frage nach der vom Konzil in der dogmatischen Konstitution «Pastor Aeternus» festgelegten universalen Jurisdiktion und Unfehlbarkeit des Papstes.

Die Teilnehmer des Arbeitskreises - jeweils 13 orthodoxe und 13 katholische Theologen - bemühten sich in ihrem Schlusskommuniqué, den historischen Kontext der Beschlüsse des Ersten Vatikanums zu erläutern, der «maßgeblichen Einfluss» auf die Formulierung der Dogmen gehabt habe. Die katholische Kirche habe sich damals ganz unterschiedlichen Herausforderungen gegenüber gesehen: zum einen politisch bedingten Veränderungen der Kirchenstrukturen sowie Bewegungen, die eine Unterordnung des Papstes unter das Konzil und eine größere Autonomie der nationalen Kirchen anstrebten, zum anderen wissenschaftlichen Errungenschaften, welche die bisherige Ordnung in Frage stellten. Die Lehren des Konzils seien als Versuch zu verstehen, die Einheit der Kirche in schwierigen Zeiten zu bewahren. Das Kommuniqué hält fest, es sei notwendig, bei Katholiken und Orthodoxen eine «gemeinsame Geschichtsschreibung » des 19. Jh.s zu entwickeln. Ferner wäre es wünschenswert, ein Glossar zu den in den Dokumenten des Konzils verwendeten Begriffen zu erarbeiten, da diese schwer zu übersetzen seien und es daher oft zu divergierenden Auslegungen komme. Weiter weisen die Theologen darauf hin, es sei notwendig auch die «östliche Dimension» des Konzils nicht zu vergessen: Eine Sichtweise des christlichen Ostens, die stärker die Rechte der Ortskirchen betonte, sei auf dem Konzil von den Bischöfen der katholischen Ostkirchen in Erinnerung gerufen worden, die sich allerdings - wie eine Minderheit der lateinischen Bischöfe - nicht hätten durchsetzen können.

Das nächste Treffen des orthodox-katholischen Arbeitskreises wird im November 2010 in Magdeburg stattfinden und sich mit der Rezeption des Ersten Vatikanischen Konzils bei Orthodoxen und Katholiken befassen.

KNA, 23. November 2009 - R.C.

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