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Gedenken an slowakische «Kerzendemonstration» in Bratislava

22. Juni 2009

Am 25. März feierte die Slowakei den 20. Jahrestag der ersten Demonstration gegen den Kommunismus im Jahr 1989: Damals hatten Tausende von Menschen in Bratislava friedlich für Religionsfreiheit und Menschenrechte demonstriert. Am 25. März 1989, einem Karfreitag, hatten sich Tausende von Menschen mit brennenden Kerzen vor dem Nationaltheater und den umliegenden Straßen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava versammelt, um friedlich für Religionsfreiheit und Menschenrechte sowie für die Nichteinmischung des Staates bei Bischofswahlen zu demonstrieren. Berühmte katholische Bürgerrechtler und spätere Politiker - Ján ?arnogurský, Zentralgestalt der christdemokratischen Oppositionsbewegung und slowakischer Premierminister von 1991 bis 1992, und František Mikloško - hatten die Kundgebung organisiert und ordnungsgemäß angemeldet. Sie wurde jedoch umgehend verboten. Die Demonstration fand dennoch statt; die Polizei trieb die Demonstranten gewaltsam auseinander und nahm mehr als 100 Personen fest; einige wurden später verurteilt. Die sog. «Kerzendemonstration» gilt als Meilenstein auf dem Weg zur «samtenen Revolution» in der damaligen Tschechoslowakei. Der Gedenktag wurde mit einer feierlichen Messe im Martinsdom von Bratislava sowie einem internationalen Kolloquium gegangen, an dem u. a. Bischof Dominik Duka von Hradec-Králové/Königgrätz (Tschechien) sowie Ján ?arnogurský, sprachen. Erzbischof Stanislav Zvolenský von Bratislava erklärte in seiner Predigt im Martinsdom, der damalige «Kampf um Gewissensfreiheit» sei «in Wirklichkeit ein Kampf um die Würde des Menschen » gewesen - für den Menschen, der «Schutz verdient: von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod». So gesehen sei «der Kampf um Religionsfreiheit auch heute aktuell»; es sei «ein Kampf für den absoluten Respekt vor dem Leben des Menschen». Bischof Duka unterstrich ebenfalls die Rolle der Religion im Kampf für Freiheit und erinnerte mit Dankbarkeit an die Pilgerfahrten in der Slowakei, die gleichsam «Sauerstoff» für die in Unfreiheit Erstickenden gewesen seien und zugleich als Vorbereitung zu der Demonstration für Menschenrechte gedient hätten. Der slowakische Politiker und EU-Kommissar, Ján Figel', erklärte, die Bewegung für die Freiheit habe man in allen ehemals sozialistischen Ländern spüren können, und diese sei meist von gläubigen Menschen gesteuert worden. «Die Solidarität unter den Menschen aus den Ländern des sowjetischen Blocks und die Unterstützung aus Westeuropa waren wichtige Faktoren, die zusammen mit anderen letztlich zum Fall des Eisernen Vorhangs führten. [...] Doch die Menschenrechte werden auch heute grob verletzt [...] - eine Herausforderung für die, die eine direkte Erfahrung mit Totalitarismus hatten.» Nach der Messe zogen Tausende Menschen mit Kerzen zum Ort des damaligen Geschehens, um an der Enthüllung eines Denkmals zur Erinnerung an die Demonstration teilzunehmen. Die Feier endete mit einer Vesper und einem gemeinsam gebeteten Rosenkranz, anschließend fand ein Open-air- Konzert statt.

NÖK, 2. April; www.kas.de, 7. April 2009.

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