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Estland: Metropolit Evgenij weiht vor Ausreise neuen Bischof

22. Februar 2024

Archimandrit Daniil (Lepisk) ist am 4. Februar zum Bischof von Tartu und Vikarbischof von Tallinn geweiht worden. Es war die erste Bischofsweihe der Estnischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarcht (EOK–MP) in Estland seit 34 Jahren, weshalb die Kirche von einem „historischen Ereignis“ sprach. Geleitet wurde der Gottesdienst in der Alexander-Nevskij-Kathedrale in Tallinn vom Oberhaupt der EOK–MP, Metropolit Evgenij (Reschetnikov) von Tallinn. Konzelebranten waren die die Bischöfe Lazar (Gurkin) von Narva und Vikarbischof Sergij (Telich) von Maardu sowie Metropolit Innokentij (Vasiljev) von Vilnius, das Oberhaupt der Litauischen Eparchie des Moskauer Patriarchats, und sein Vikar Bischof Amvrosij (Fedukovitsch) von Trakai.

Die formelle Nominierung Daniils fand am 3. Februar statt, entsprechend seiner Wahl durch den Hl. Synod der EOK–MP am 29. Januar. Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) bestätigte die Wahl am 3. Februar. Die Wahl des neuen Bischofs steht im Zusammenhang mit der Ausreise von Metropolit Evgenij, dessen temporäre Aufenthaltsbewilligung als russischer Staatsbürger von den estnischen Behörden nicht verlängert wurde. Der neu gewählte Bischof Daniil ist dagegen ethnischer Este mit einer vollen Staatsbürgerschaft. Die anderen Bischöfe sind wie Evgenij Ausländer: Lazar kam 2009 aus der russischen Republik Mordwinien, Sergij stammt aus Donezk, auch ihre Aufenthaltsbewilligung könnte widerrufen werden. Sollte Metropolit Evgenij die EOK–MP entgegen seiner Absicht nicht aus dem Ausland weiterführen können, würde die Leitung bis zur Wahl eines neuen Oberhaupts vorübergehend an einen Vikarbischof übergehen.

Das estnische Polizei- und Grenzschutzdepartement informierte Metropolit Evgenij offiziell am 5. Februar, dass eine Verlängerung seiner temporären Aufenthaltsbewilligung abgelehnt worden sei. Somit musste Evgenij am 6. Februar Estland verlassen, da an diesem Tag seine Aufenthaltsbewilligung auslief. Die Behörde begründete den Entscheid mit Evgenijs Äußerungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine, weswegen sie ihn als Bedrohung für die nationale Sicherheit einstufte. Vor seiner Abreise wandte sich Evgenij auf der Website der EOK–MP an die Gläubigen und rief sie auf, „versöhnlich zu bleiben, Gott für alles zu danken und die spirituelle Freude nicht zu verlieren“. Als Christ solle man immer alles, was einem passiere, mit Versöhnlichkeit annehmen. Er hoffe, dass das kirchliche Leben in Estland unverändert weitergehen wird. In Estland blieben zwei Vikarbischöfe, die mit seinem Segen die Vollmacht des Kirchenoberhaupts ausüben könnten, schrieb er weiter. Außerdem bleibe er „in Kontakt“ und werde seine Sorge um die ihm anvertraute Kirche aus der Ferne fortsetzen.

Am 30. Januar hatte in Tallinn eine außerordentliche Sitzung des Konzils der EOK–MP stattgefunden. Das Konzil ist das höchste Leitungsorgan der EOK–MP und besteht aus den Bischöfen, allen Geistlichen und Laienvertretern aus allen Gemeinden. Das Konzil verabschiedete ein Dokument, in dem es die Entscheidung der Behörden kategorisch ablehnte. Während seines Dienstes habe sich Evgenij als „eifriger Prediger des Evangeliums“ gezeigt und habe deshalb bei den multinationalen Gläubigen der EOK–MP „volle Unterstützung und volles Verständnis gefunden“. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs leiste die Kirche vielfältige Hilfe. Die Vorwürfe gegen Evgenij bezeichnete das Konzil als „unbegründet“, der Metropolit habe sich immer verantwortungsvoll verhalten, was die Spaltung seiner Gläubigen, die Menschen mit sehr unterschiedlichen Ansichten seien, verhindert habe. Seine Ausreise könnte eine „schwere Prüfung“ für die Kirche werden. (NZ)

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