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Erzbischof Mark von Deutschland zu Chambésy

20. August 2009
Die Beschlüsse der IV. Panorthodoxen Vorkonziliaren Konferenz in Chambésy zur Neuorganisation der orthodoxen Diaspora führen laut Einschätzung des russischorthodoxen Erzbischofs Mark (Arndt) von Berlin, Deutschland und Großbritannien zu keinen grundsätzlichen Veränderungen in Deutschland.

Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KNA betonte er, dass die orthodoxen Kirchen in der Bundesrepublik seit 15 Jahren in der «Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland» (KOKiD) zusammenarbeiten. Deshalb stelle die in Chambésy vereinbarte Bildung von gesamtorthodoxen Bischofsversammlungen in der Diaspora keine Reform für Deutschland dar - im Gegensatz etwa zu Österreich, der Schweiz und Ungarn.

Erzbischof Mark begrüßte die Ergebnisse der Konferenz, an der er als Mitglied der russisch-orthodoxen Delegation teilgenommen hatte: «Mit Sicherheit war es notwendig, dass da Ordnung geschaffen wurde.» Einen «Durchbruch» stellen die Beschlüsse von Chambésy aus seiner Sicht allerdings nicht dar, da es die Tendenz zur Zusammenarbeit schon seit langem gebe. Als Erfolg wertete Erzbischof Mark, dass die gesamtorthodoxen Bischofsversammlungen ihre Entscheidungen einstimmig fassen müssen. Das Konsensprinzip sei wichtig, weil in mehreren Regionen die Bischöfe des Patriarchats von Konstantinopel in der Mehrheit seien und so die Versammlungen dominieren könnten. Laut Mark seien bei einer früheren vorkonziliaren Konferenz noch Mehrheitsbeschlüsse für die Bischofsversammlungen vorgesehen gewesen. Zu den Aussichten einer gesamtorthodoxen Kirche in Deutschland äußerte sich Erzbischof Mark skeptisch: «Eine Kirche, die sich überwiegend der deutschen Sprache bedient, ist nicht gefragt.» Dazu seien die nationalen Wurzeln der Gläubigen zu stark und die Nationalkirchen zu wichtig. Aber in 100 oder 150 Jahren könne es durchaus eine gesamtorthodoxe Kirche in Deutschland geben.

Für Estland und die Ukraine haben die Beschlüsse von Chambésy laut Mark keine Folgen. Beide Länder gehörten nicht zur Diaspora, sondern zum kanonischen Territorium der Russischen Orthodoxen Kirche. - Seitdem sich 1996 ein Teil der orthodoxen Esten dem Patriarchat Konstantinopel unterstellt hat, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Konflikten zwischen den Patriarchaten Moskau und Konstantinopel  um die kanonische Zugehörigkeit der Orthodoxie in Estland (s. G2W 11/2008, S. 3; G2W 2/2008, S. 5). In der Ukraine gehört ein Teil der orthodoxen Gemeinden dem Moskauer Patriarchat an; andere dem (unkanonischen) Kiewer Patriarchat sowie der (unkanonischen) Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche.

KNA, 15. Juni 2009 - S.K.

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