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Erzbischof Ilarion zur katholischen Kirche und zur Präsenz seiner Kirche im Ausland

18. Januar 2010

Während eines Besuches in Frankreich im November 2009 stellte Erzbischof Ilarion (Alfejev) von Volokolamsk, Chef des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche sein vierbändiges Werk «Orthodoxie. Geschichte und kanonische Strukturen der Orthodoxen Kirche» in französischer Sprache vor, das der Verlag Cerf in Paris vor kurzem publiziert hat.

Erzbischof Ilarion bezeichnete sein Werk als «ersten Versuch einer Interpretation der Orthodoxie in ihrer Vielfalt», in welchem er «alle Aspekte des Mysteriums des Glaubens anspreche» wie Geschichte und kanonisches Recht, Dogmatik, liturgisches Leben, Spiritualität und Ethik. Erzbischof Ilarion nahm auch zum orthodox- katholischen Verhältnis Stellung - dieses entwickle sich «in eher positivem Sinn», wobei er «hinsichtlich des theologischen Dialogs zwischen beiden Kirchen vorsichtig» sei: Dieser Dialog werde noch sehr viel Zeit beanspruchen und dürfe «nicht zur Lösung zwischenorthodoxer Probleme instrumentalisiert werden». Statt ein vorschnelles Einvernehmen in theologischen und ekklesiologischen Fragen zu erwarten, wäre es einfacher, Gemeinsamkeiten im sozialen und ethischen Bereich festzumachen. Nicht zu vernachlässigen sei die «spirituelle Dimension » in den katholisch-orthodoxen Beziehungen: «Indem wir die Einheit in unseren Herzen wieder finden, werden wir die von Christus gewollte Einheit erlangen. Denn die Einheit ist zuallererst ein Geschenk des Hl. Geistes, dessen wir uns würdig erweisen müssen.» Wünschenswert wäre eine «strategische Allianz» zwischen beiden Kirchen, «um die traditionellen christlichen Werte in der säkularisierten Welt zu fördern».

Nach der Präsenz seiner Kirche in der russischen Gesellschaft gefragt, antwortete Erzbischof Ilarion, sie sei «nicht nur russisch, sondern international» - insofern sei es ungenau, sie auf Russland beschränken zu wollen. Für Patriarch Kirill sei die «Konsolidierung der russischen Diaspora» eines der wichtigsten Ziele; eine Lösung in der Frage der gesamtorthodoxen Diaspora könne sich allerdings nur als schrittweiser Prozess vollziehen. Erzbischof Ilarion betonte, dass die Interessen der Kirche und des russischen Staates «mitunter, aber nicht immer deckungsgleich » seien. Die «Stimme des Patriarchen» sei nicht die der russischen Regierung, sondern vielmehr die «des russischen Volkes und anderer Völker, die zur Russischen Kirche gehören». Obwohl sich 70 % der Bevölkerung als orthodox bezeichneten, sei die Zahl der praktizierenden Gläubigen weitaus niedriger - doch wo sonst fände sich in «unserer nachchristlichen Zeit» eine so große Zahl geöffneter Klöster, Gemeinden, Seminare wie in der Russischen Orthodoxen Kirche?

SOP Nr. 343, Dezember 2009 - O.S.

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