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Debatte um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche

30. November 2009

Die polnische Tageszeitung «Gazeta Wyborcza» widmete sich im Oktober 2009 dem Thema «Die Frau in der Kirche». Auslöser war das Erscheinen des Buches «Brat Karol, siostra Wanda» («Bruder Karol, Schwester Wanda») der Publizistin Aleksandra Klich, die für die «Gazeta Wyborcza» arbeitet und sich bereits in früheren Publikationen Themen angenommen hat, die in Polen kontrovers diskutiert werden.

In ihrem Buch zeichnet Klich die Freundschaft zwischen Papst Johannes Paul II. und der polnischen Ärztin Wanda Pó?tawska nach. Bereits im Februar 2009 hatte letztere Ausschnitte aus ihren Tagebüchern veröffentlicht, aus denen deutlich wird, dass der damalige Papst während seines gesamten Pontifikats einen intensiven Gedankenaustausch mit ihr pflegte. Diese Veröffentlichungen waren von mehreren polnischen Geistlichen scharf kritisiert worden, da sie das Verfahren zur Heiligsprechung des verstorbenen Papstes aufhalten könnten. Klich selbst äußerte zu ihrer Arbeit an dem Buch, die Nachforschungen und Gespräche hätten ihr ein «ganz anderes Bild» des polnischen Papstes eröffnet als dasjenige des «zum Denkmal gewordenen Papstes» - dasjenige eines passionierten Mannes, der sich seiner Verantwortung für all diejenigen, die ihm vertrauten, bewusst war.

Klichs Feststellung - die u. a. auf Gesprächen mit Wanda Pó?tawska selbst beruht -, die Ärztin habe zahlreiche Entscheidungen des Papstes maßgeblich beeinflusst, führte zu einer allgemeineren Debatte über die Rolle der Frau in der katholischen Kirche in Polen. Die Berichterstattung in der «Gazeta Wyborcza» eröffnete ein Interview mit dem polnischen Theologen Alfons Józef Skowronek (*1928), der vor seiner Emeritierung an der Katholischen Theologischen Akademie in Warschau gelehrt hatte. Skowronek griff die gegenwärtige Position der katholischen Kirche in Polen hinsichtlich der Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern an. Obwohl der Vatikan Frauen bereits erlaube, als Ministrantinnen, Lektorinnen und Eucharistiehelferinnen zu dienen, beschränke sich ihre Rolle «in den polnischen Kirchen auf diejenige von Putzfrauen und Köchinnen ». Skowronek ging so weit, eine Diskussion über die Priesterweihe für Frauen zu fordern. In zahlreichen weiteren Beiträgen wurde die Rolle der polnischen Frauen in der Kirche diskutiert: Neben versöhnlichen Stimmen, die hervorhoben, dass die Frauen im Gemeindeleben durchaus integriert seien, war besonders Kritik daran zu hören, dass die Kirche die Frau, wenn überhaupt, dann nur in ihrer Rolle als Mutter wahrnehme. - Trotz aller gelegentlichen Polemik zeigt die Debatte, dass die römisch-katholische Kirche in Polen sich über kurz oder lang dem Thema wird stellen müssen, wenn sie ihren Anspruch als Volkskirche aufrecht erhalten will.

www.gazetywyborcza.pl, 11. bis 17. Oktober 2009 - R.C.

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