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Bulgarien: Demonstration für obligatorischen Religionsunterricht

14. Dezember 2010
Mehr als 5000 Menschen haben am 24. September in der bulgarischen Hauptstadt Sofia für die Einführung eines Pflichtfachs Religion an den staatlichen Schulen demonstriert.

Zu der Kundgebung hatte die Bulgarische Orthodoxe Kirche aufgerufen. Die Demonstranten – nach eigenen Angaben 10 000 Personen – hielten Transparente mit den Aufschriften «66 Jahre Atheismus sind genug» oder «Ein Volk ohne Moral ist verurteilt» hoch. Unter Glockengeläut aller Kirchen zogen die Demonstranten ins Stadtzentrum. Metropolit Nikolaj (Sevastianov) von Plovdiv, Mitglied des Hl. Synods, erklärte an der Demonstration: «Wir sind alle besorgt über die Jugendkriminalität, die Gewalt an den Schulen und die Verbreitung von Drogen.» Dem könne ein Pflichtfach Religion gegensteuern. Der bulgarische Bildungsminister Sergej Ignatov verwies demgegenüber auf den laizistischen Charakter der öffentlichen Bildung in Bulgarien und erklärte, dass «an der Schule der Glaube nicht gelehrt werden kann».

Religionsunterricht ist derzeit in Bulgarien ein Wahlfach und nicht verpflichtend. Die Orthodoxe Kirche, der traditionell mehr als 80% der Bulgaren angehören, möchte, dass der Religionsunterricht zu einem Pflichtfach wird. Dabei sollen sich laut eines Vorschlags des Hl. Synods die Kinder aus christlichen Familien vor allem mit der Bibel beschäftigen, die muslimischen Schüler mit dem Koran und die Kinder aus atheistischen Familien mit ethischen Fragen.

Gegenwärtig wird der Religionsunterricht vorwiegend von muslimischen Schülern besucht: Von insgesamt 550 000 Schülern besuchen 20 000 den muslimischen und nur knapp 3000 den christlichen Religionsunterricht. Die Muslime stellen 14% der Bevölkerung.

SOP Nr. 352, November 2010; Orthodoxie Aktuell 11/2010, S. 18 – O.S.

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