Ökumene im Krieg. Neue Wege für den Dialog gefragt

Roman Fihas

Das ökumenische Leben in der Ukraine ist seit der Majdan-Revolution von neuer Annäherung und neuen Konflikten, insbesondere im Zusammenhang mit der Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine gekennzeichnet. Der russische Angriffskrieg hat die innerukrainischen Debatten um die Ukrainische Orthodoxe Kirche nochmals verschärft. Auch auf globaler Ebene sind durch den Krieg Probleme der Ökumene sichtbar geworden, die nach neuen Antworten verlangen.

Am 24. Februar 2022 veränderte sich das Leben aller Ukrainerinnen und Ukrainer aufgrund der umfassenden militärischen Invasion Russlands radikal. Die Ukraine ist der einzige Staat auf der Welt, der sein Nukleararsenal in den frühen 1990er Jahren im Austausch für Sicherheitsgarantien von drei Staaten aufgegeben hatte, von denen einer 25 Jahre später diese Verpflichtungen grob verletzt hat. Ein Jahr ist seit dem Beginn dieses schrecklichen und brutalen militärischen Angriffs vergangen, der Tausende Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet, schreckliche Zerstörungen an der zivilen Infrastruktur verursacht sowie zu zahlreichen Gräueltaten geführt hat – all das ist zur alltäglichen Realität der ukrainischen Bürger:innen geworden.
Besonders tragisch ist, dass die größte christliche Kirche in Russland die militärische Aggression offen unterstützt. Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) ist zum ideologischen Partner des Kremls geworden, insbesondere beim Konzept der sog. „Russischen Welt“ (russkij mir). Diese Doktrin verkündet einen supranationalen russischen Raum oder Zivilisation, genannt „Heilige Rus“, der Russland, die Ukraine und Belarus (manchmal auch die Moldau und Kasachstan) sowie ethnische Russen und Russischsprachige auf der ganzen Welt umfasst. Dieser „Russischen Welt“ steht der „korrupte Westen“ gegenüber, angeführt von den USA und den Staaten Westeuropas, die schon vor „Liberalismus“, „Globalisierung“, „Christentumsphobie“ und „homosexuellen Rechten“ kapituliert hätten, die sich aufgrund von Gay-Paraden und „militantem Säkularismus“ ausbreiteten. Diese Lehre der ROK wurde am 13. März 2022 von mehr als 300 orthodoxen Theolog:innen aus der ganzen Welt als Häresie verurteilt, mit Verweis auf ihre Verwurzelung in einem totalitären orthodoxen ethnophyletischen religiösen Fundamentalismus.[1]
Die Leitung der ROK und die meisten ihrer Gläubigen unterstützen noch immer die russische Regierung und ihre blutigen Taten in der Ukraine. Patriarch Kirill sagte, dass „die Kirche sich bewusst ist, dass wenn jemand aus Pflichtgefühl und der Notwendigkeit, einen Schwur zu erfüllen, heraus seiner Berufung treu bleibt und bei der Erfüllung der militärischen Pflicht stirbt, […] die Handlung einem Opfer gleichkommt. […] Und deshalb glauben wir, dass dieses Opfer alle Sünden abwäscht, die der Mensch begangen hat“.[2] Diese „Lizenz zum Töten“-Botschaft war zeitlich mit der Mobilmachung in Russland abgestimmt, was vermuten lässt, dass Patriarch Kirill und Präsident Putin ihre Bemühungen koordinieren. Es gibt noch viele weitere Statements der ROK-Führung, die den Krieg rechtfertigen und ihm metaphysische Bedeutung verleihen.
Seit dem Beginn des großangelegten Kriegs haben die ukrainischen Kirchen die Ereignisse sehr klar eingeordnet, indem sie die russische militärische Invasion verurteilten. Sogar Metropolit Onufrij (Berezovskij), das Oberhaupt der lange zum Moskauer Patriarchat gehörenden Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), verglich Russlands militärische Aktionen mit der Sünde Kains gegen Abel und bemerkte, es gebe keine Rechtfertigung für eine solche Sünde. Mit Gebeten, Dienst als Militärgeistliche und wohltätigen Aktivitäten in der Gesellschaft verteidigen ukrainische Christen seit Kriegsbeginn ihr Land und engagieren sich auf vielfältige Weise, um den Leidenden nahe zu sein und den Bedürftigen zu helfen.

Ukrainische Ökumene in den letzten 30 Jahren
Das ökumenische Leben in der Ukraine ist seit der Unabhängigkeit 1991 von verschiedenen Herausforderungen und wichtigen Errungenschaften geprägt. Im Gegensatz zu Russland, wo die ROK eine privilegierte Position im Staat innehat, gibt es im ukrainischen Christentum keine monopolistische christliche Gemeinschaft, die anderen Konfessionen Bedingungen diktieren könnte oder besondere Privilegien seitens des Staates genießt. Ab Anfang der 1990er Jahre existierten in der Ukraine mehrere orthodoxe Kirchen, die aber nicht in Gemeinschaft miteinander standen: die Ukrainische Orthodoxe Kirche–Moskauer Patriarchat (UOK), die Ukrainische Orthodoxe Kirche–Kyjiwer Patriarchat (UOK–KP) und die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche (UAOK). Zudem gibt es die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) und die römisch-katholische Kirche sowie protestantische Gemeinschaften, vor allem Baptisten und Evangelikale. Diese Diversität war in den ersten drei bis fünf Jahren nach der Unabhängigkeit eine Quelle interreligiöser Konflikte. Aber nach einer Phase von Misstrauen und manchmal Feindschaft aufgrund von Konflikten um die Verteilung von Kirchen und Kirchenbesitz verlagerten sich die interkonfessionellen Beziehungen zu einem Zustand friedlicher Koexistenz. Initiativen zur Versöhnung, Dialog und Kooperation entstanden, interkonfessionelle Gebete wurden abgehalten und verschiedene akademische theologische Treffen zwischen Vertretern der ukrainischen Kirchen organisiert. Im Rahmen des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen engagierten sich die Kirchen im Justiz- und Bildungswesen. Treffen zwischen den Oberhäuptern der ukrainischen Kirchen wurden alltäglich.
Allerdings blieb die Ökumene in der Ukraine die Geisel einiger Faktoren: Orthodoxe Christen waren von zentralen ökumenischen Prozessen abgeschnitten. Die UOK war als Teil der ROK nie ein separates Mitglied bei ökumenischen Dialogen oder Treffen. In der ROK war und ist die Haltung zur ökumenischen Bewegung oft zwiespältig: gegen außen ist sie Vollmitglied des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), ihre Führung nimmt an internationalen ökumenischen Treffen teil, und gemeinsame Statements mit anderen Konfessionen sind üblich. Aber im Inneren wächst die Mehrheit der Geistlichen und Gläubigen im Geist von Isolationismus und Voreingenommenheit gegenüber allen Nicht-Orthodoxen auf. Das Verhältnis der UOK zu anderen ukrainischen Orthodoxen ist belastet, sie hat die UOK–KP und die UAOK des Schismas beschuldigt und deren Sakramente, darunter die Taufe, nicht anerkannt. Aufgrund ihrer eher neutralen Haltung zur russischen militärischen Aggression gegen die Ukraine 2014 akzeptiert sie ein riesiger Teil der ukrainischen Gesellschaft noch weniger als zuvor. Die UOK–KP und UAOK konnten am internationalen ökumenischen Dialog gar nicht teilnehmen, da sie von den anderen orthodoxen Kirchen nicht anerkannt waren.
Die UGKK ist im Vergleich zu anderen Konfessionen in der Ukraine ökumenisch weiter. Die Prinzipien ihrer ökumenischen Position sind im Dokument „Das ökumenische Konzept der UGKK“ festgehalten. Allerdings ist auch in ihrem Umfeld die Haltung zur Ökumene heterogen, es gibt gewisse Vorbehalte: die negative Konflikterfahrung um Kirchenbesitz zur Zeit, als sie aus dem Untergrund kam, ist nicht vergessen; in der älteren Generation von Priestern ist die Erinnerung an die Ostpolitik noch lebendig, als der Vatikan in den 1960er Jahren die Verfolgung der ukrainischen Katholiken in der UdSSR im Dialog mit der ROK nicht thematisierte. Diese Umstände verhindern oft, dass die UGKK ihr ökumenisches Potential voll entfaltet.
Die meisten protestantischen Gemeinschaften der Ukraine gehören zur „zweiten Welle“ des Protestantismus. Für die Baptisten, Pfingstgemeinden und Adventisten ist eine geringe ökumenische Aktivität charakteristisch. Die Verfolgung während der Sowjetunion drängte sie in die konfessionelle Isolation und erst in den 2000er Jahren begannen sie, landesweite interprotestantische repräsentative Strukturen zu schaffen. Obwohl die meisten protestantischen Gemeinschaften sich weiterhin mehrheitlich auf sich selbst konzentrieren, ermöglichen die Entwicklung der theologischen Ausbildung, die Aufnahme von Beziehungen zu anderen Konfessionen und Teilnahme an gemeinsamen Projekten ein schrittweises Eindringen des ökumenischen Bewusstseins in ihr Milieu.

Neue Annäherung und neue Konflikte nach 2014
Die Revolution der Würde 2013/2014 eröffnete das ökumenische Potenzial der ukrainischen Kirchen und stärkte den Wunsch der Ukrainer nach kirchlicher Einheit. Die Kirchen wandten sich der Zivilgesellschaft und nicht mehr nur dem Staat zu. Sie erkannten, dass sie im Kampf für eine gerechtere Gesellschaft und beim Schutz der Marginalisierten Seite an Seite stehen. Der Krieg in der Ostukraine, der mit Russlands Annexion der Krim und dem Beginn der Kampfhandlungen im Donbass 2014 begann, drängte die Kirchen zu noch mehr Kooperation. Die interreligiöse Offenheit wuchs, und die gemeinsame Arbeit in verschiedenen Freiwilligenprojekten stärkte die Hoffnung auf eine Annäherung.[3] Die Gründung der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) aus der UOK–KP und der UAOK und die Verleihung des Autokephalie-Tomos durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios 2019 ließ auf eine Heilung der ukrainischen innerorthodoxen Spaltungen hoffen. Doch das Problem wurde aufgrund interner Konfrontationen und mächtigen äußeren Einflüssen nicht gelöst.
Religiöser Fundamentalismus und Exklusivismus, die auch für einige Kirchen in der Ukraine charakteristisch waren, zeigten sich insbesondere in den Narrativen der UOK. Die Weigerung, die neu geschaffene orthodoxe Konfession anzuerkennen, und die Zurückhaltung gegenüber einem ehrlichen, auf Einheit gerichteten Dialog waren zentrale Charakteristika in ihrem Verhalten. Moskaus langfristiger äußerer Einfluss auf die UOK, die kurzsichtige interne exklusivistische Politik ihrer Leitung sowie der Unwille zum Dialog nicht nur mit der OKU, sondern auch mit Konstantinopel führten die größte christliche Konfession in der Ukraine in die Opposition und Verschlossenheit. Der Krieg intensivierte dies nur noch. Die jüngsten staatlichen Sanktionen gegen verhasste Anführer und Kollaborateure an der Spitze der UOK haben ihren sowieso schon schwachen Ruf in der ukrainischen Gesellschaft ernsthaft beschädigt.
Die militärischen Ereignisse seit Februar 2022 stellen die UOK vor ernste Herausforderungen: Eine mächtige Bewegung von unten, die für eine Trennung von Moskau plädiert, entstand unter den Geistlichen der UOK. Eine bedeutende Zahl von Priestern weigerte sich, Patriarch Kirill in ihren Gottesdiensten als ihr Oberhaupt zu kommemorieren. Zudem begann der Staat, Druck auf die UOK auszuüben, damit sie ihre kanonische Verbindung mit dem Moskauer Patriarchat abbricht. Zugleich kann die UOK entsprechend den orthodoxen Kanones nicht selbst ihre Autokephalie erklären, und Moskau wird ihr die kanonische Trennung sicher nicht erlauben. Wegen des Konflikts mit dem Ökumenischen Patriarchat aufgrund der Schaffung der OKU ist auch von dort keine Hilfe zu erwarten. Der einzige Ausweg aus dieser Pattsituation ist ein ehrlicher Dialog über eine Vereinigung mit der OKU, aber die Sturheit und Unbeweglichkeit der UOK-Führung und die alten Bindungen mit Moskau verunmöglichen es, dass sich diese Dynamik von unten vollständig entfaltet.
Die UOK demonstrierte ihre laue Haltung zum ökumenischen Dialog Ende Januar 2023, als eine Delegation des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen Rom besuchte. Anders als die UGKK und OKU wurde die UOK nicht von ihrem Oberhaupt vertreten, nicht einmal von einem Bischof, sondern von einem Priester. Einige ihrer Anführer wünschen sich wohl noch immer, dass all die Schwierigkeiten verschwinden und alles wieder wird wie zuvor. Doch es gibt keinen Weg zurück zur Vorkriegssituation, und die toxischen Verbindungen mit der Kirche, die den Krieg in der Ukraine segnet, werden ihr Image noch lange trüben; in den Köpfen vieler Ukrainer wird die UOK weiterhin mit der ROK assoziiert werden. Je früher die UOK es wagt, „aus dem Schützengraben zu kommen“, aus einer Position der Verteidigung und Kritik, um in einen ernsthaften Dialog mit den anderen ukrainischen Konfessionen und dem Staat zu treten, und ihre Reihen von Kollaborateuren zu säubern, desto größer die Chance, dass sie nicht marginalisiert wird, sondern ihre Strukturen in der Ukraine erfolgreich entwickeln kann.
Die russische Invasion in die Ukraine hat zweifellos auch die ökumenischen Probleme des weltweiten Christentums enthüllt. Wir können das an der Dynamik der Reaktion (oder des Schweigens) des ÖRK und seiner Interpretation der militärischen Ereignisse in der Ukraine seit 2014 bis heute sehen. Seit der Annexion der Krim und dem Beginn des Krieges im Donbass wurde nur von „einem Konflikt“ (oft sogar einem internen) gesprochen, und so die russische Propagandabotschaft vom Konflikt zwischen Brudervölkern wiederholt. Manchmal setzten Statements des ÖRK die Verantwortung des Aggressors und des Opfers gleich, indem sie beide Seiten zu Verhandlungen oder Vergebung aufriefen. Die Verantwortung Russlands als Aggressor wurde hartnäckig verschwiegen. Bei der 11. Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe vom 31. August bis zum 8. September 2022 gab es immerhin Fortschritte: In der Erklärung zum Krieg in der Ukraine werden die Ereignisse erstmals als russische Aggression und Krieg bezeichnet, allerdings entsteht manchmal wieder der Eindruck, dass Russland und die Ukraine gleichermaßen verantwortliche Konfliktparteien seien. Zwiespältig ist auch, dass der ÖRK die israelische Besetzung von palästinensischem Territorium verurteilt, diesen Begriff aber nicht für die russische Besetzung in Fall der Ukraine verwendet. Russlands Kriegsverantwortung wird möglichst minimiert, während die Verfasser die Weltgemeinschaft vor Militarisierung warnen, was das größte Übel zu sein scheint.

Neuer ökumenischer Dialog im Geist der Wahrheit
Für die ukrainischen Kirchen ist der Krieg zu einem Wendepunkt geworden, um viele Einstellungen, Prinzipien und Werte, darunter die ökumenische Bewegung, zu überdenken. Seit dem Beginn der blutigen Aggression versuchen die ukrainische Christen diese Ereignisse im Lichte des Evangeliums zu begreifen. Wir haben keine Antworten auf all die Fragen: Warum ein solches Unglück geschieht und so viel Ungerechtigkeit begangen wird? Warum so viele Menschen offene Lügen glauben und das Töten von Menschen unterstützen? Warum Religionsführer nicht immer die Seite des Guten wählen? Allerdings sehen wir hier, in der Ukraine, als Christen einige Ideen sehr klar und versuchen über sie zu sprechen.
Das erste, das wir sehr ausgeprägt empfinden, ist die Ungerechtigkeit und Täuschung, die vom Kreml und den Anhängern der „Russischen Welt“ ausgehen. Wir erleben, wie dieses Virus die Köpfe vieler Menschen in Europa und der Welt infiziert. Ungerechtigkeit und Lügen sind ein Tor für eine weitere Eskalation von Hass und Grausamkeit. Die Propaganda und Falschaussagen, die Russland im Kampf gegen den Westen verwendet, zielen noch immer auf einen Kollaps demokratischer Strukturen. Viele Menschen auf der Welt wissen noch immer nicht, wer das Opfer und wer der Aggressor in diesem Krieg ist. Sie sehen die Schuld auf beiden Seiten oder einen Konflikt zwischen den USA und Russland. Solche vieldeutigen Interpretationen verwischen die Grenzen von Wahrheit, Recht, Verantwortung und machen die Bahn für den Aggressor frei, weiterhin Böses zu tun und Unverständnis und Tod zu säen. Die Stimme der christlichen Kirchen sollte heute prophetisch und eindeutig sein und klar benennen, wer Opfer und wer Aggressor ist, keine Angst haben, die Wahrheit zu sagen, was uns als einziges befreien kann.
Ein weiterer falscher Weg kann „Frieden um jeden Preis“ oder „Dialog um jeden Preis“ genannt werden. Utopischer Pazifismus, Angst vor einer nuklearen Apokalypse, die Duldung des terroristischen Staats, die sich insbesondere in der Verurteilung von Waffenlieferungen an die Ukraine äußert, ohne die die Ukrainer physisch zu existieren aufhören werden, oder der unmögliche Traum einer Rückkehr zum Vorkriegszustand und zum „Business as usual“ – diese Vorgehensweisen werden nicht nur keine Sicherheit in die Region bringen, sondern den Weg für eine noch größere Aggression seitens Russlands ebnen. Denn so würde der Kreml die Straflosigkeit für seine Untaten spüren und seinen Appetit über weitere Grenzen ausdehnen. Dialog um des Dialogs willen ohne klare Prinzipien zur Wahrheitsfindung wird nur zu einer Plattform zur Verbreitung von Propaganda und Falschaussagen werden.
Dank des Opfers vieler Ukrainer müssen wir heute einen ökumenischen Dialog von anderer Qualität beginnen. Einen Dialog, der nicht auf den Bedingungen des Stärkeren und der Missachtung des Schwächeren beruht, sondern im Geist der Unduldsamkeit gegenüber der Unwahrheit, begründet auf Werten, Recht und Respekt für die Menschenwürde. Der Kampf für einen neuen Ansatz ist hart und blutig, und das gibt uns nicht das Recht beiseitezutreten. Das Zeugnis der Ukrainerinnen und Ukrainer verlangt von allen christlichen Kirchen Mut, so dass sie den Status quo zurückweisen und aktive Teilnehmer im Aufbau einer solidarischeren, gerechteren und offeneren Welt werden.

Übersetzung aus dem Englischen: Natalija Zenger.

Roman Fihas, Dr., geschäftsführender Direktor des Instituts für ökumenische Studien an der Ukrainischen Katholischen Universität in Lviv und Priester der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche.

 

[1])    https://publicorthodoxy.org/2022/03/13/a-declaration-on-the-russian-world-russkii-mir-teaching/

[2])    http://www.patriarchia.ru/db/text/5962628.html

[3])    Mykhaleyko, Andriy: Die ukrainischen Kirchen nach dem Majdan. In: RGOW 44, 6–7 (2016), S. 18–21.

pdfRGOW 3/2023, S. 27–29

Foto: Ende Januar 2023 besuchte eine Delegation des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen den Vatikan (Keystone).